Fridays for Future protestieren wieder in vielen Städten rund um den Globus für Klimagerechtigkeit. Erst gestern wurden Details zur österreichischen Ökosteuerreform verkündigt. Dies zeigt, der Klimawandel und die Suche nach Lösungen sind derzeit allgegenwärtig. Doch nicht nur auf der Straße und in den Regierungsgebäuden werden diese dringlichen Fragen gerade verhandelt. Auch mehrere Museen und Galerien haben sich in den letzten Wochen damit auseinandergesetzt. Vermehrt stehen hierbei auch Ansätze aus dem Globalen Süden im Vordergrund. Hier eine kurze Rückschau:

Recycling und Gesellschaftspolitik
Bereits seit Anbeginn seines künstlerischen Schaffens bearbeitet der aus Simbabwe stammende Künstler Tapiwa Vambe nicht nur Metall, sondern auch Umwelt- und Gesellschaftsthemen. Auch in seiner letzten Ausstellung Alle Menschen sind KünstlerInnen – wir müssen nur weiter üben, die in seinem Recycling Atelier im 14. Wiener Gemeindebezirk gezeigt wurde, widmet er sich seinen Herzensanliegen. Während für Vambe Kunst grundsätzlich politisch ist, nimmt er Themen wie Ressourcenverbrauch, Wasserknappheit oder Diskriminierung durch seinen humorvollen Zugang die Schwere. Nur mit einer positiven Einstellung, könne auch positive Kunst gemacht werden, führt der Wahlwiener in einem Interview mit RATV aus. Vambes Herangehensweise öffnet hierdurch eine neue Perspektive auf Klimafragen, die ohne Panik und Untergangsszenarien auskommt. Gleichzeitig werden die realen Gefahren keinesfalls kleingeredet.

Planet Love – Eine neue Beziehung zum Planeten
Auch die Ausstellung Planet Love – Klimafürsorge im Digitalen Zeitalter, die im Rahmen der Vienna Biennale for Change im MAK gezeigt wurde, begibt sich auf die Suche nach neuen Sichtweisen. Die multidisziplinäre Schau präsentiert Zukunftsvisionen, die ein neues Verhältnis zwischen dem Planeten und der Menschheit ermöglichen sollen. Notwendigerweise muss im Zuge dessen auch das Verhältnis zwischen den Menschen zurechtgerückt werden. Klimagerechtigkeit und die Einbindung nicht-westlicher Lösungsansätze und Zukunftsvisionen sind daher essenzieller Teil der Ausstellung. Oft leiden ausgerechnet die Regionen der Welt am meisten, die am wenigsten zum menschengemachten Klimawandel beigetragen haben. Dingfest gemacht werden diese Auswirkungen in der partizipativen Videoinstallation A People’s Archive of Sinking and Melting. In dem Archiv werden Gegenstände von Menschen gesammelt, die die realen Auswirkungen des Klimawandels bereits am eigenen Leib erfahren. Dabei handelt es sich jedoch nicht nur um die titelgebenden Gegenstände aus Regionen, die aufgrund des steigenden Meeresspiegels im Verschwinden begriffen sind oder dahinschmelzen. Auch Verwüstung und Erosion werden in den Artefakten aus dem Senegal, Trinidad oder Tobago begreifbar.

Die Große Grüne Mauer der Sahara
Verwüstung und Erosion sind nur zwei der Probleme, denen sich eine der ambitioniertesten Klimainitiativen – die Große Grüne Mauer der Sahara – annimmt. Der 8000 Kilometer lange Korridor, der sich über den ganzen afrikanischen Kontinent hinweg erstrecken soll, möchte nämlich auch Ernährungssicherheit und Arbeitsplätze garantieren. Gelegen in der afrikanischen Sahelzone, einem Gebiet, das die Folgen des Klimawandels besonders drastisch zu spüren bekommt, soll das Projekt bis 2030 10 Millionen Arbeitsplätze schaffen und 250 Millionen Tonnen CO2 binden. Die Vision, die bereits in den 1970er Jahren angestoßen wurde, möchte durch das Pflanzen von Bäumen auch die Zukunft der nächsten Generation sichern. „It’s up to us to create an African dream“ heißt es in dem Dokumentarfilm, der im MAK gezeigt wird. Ein Traum, der auch bereits jetzt einen und Gemeinschaft schaffen soll. Denn auch bei der Großen Grünen Mauer wird der soziale Aspekt großgeschrieben. Das gemeinsame Projekt soll dabei helfen, über Landesgrenzen hinweg Harmonie und Zusammenarbeit zu ermöglichen.

A New Indigenous University
Kooperation und gemeinsames Lernen über Landesgrenzen hinweg sind auch die Ziele der Inga-Initative, einem Indigenen Universitätsprojekt im kolumbianischen Amazonasgebiet. In Reaktion auf fehlende Hochschulangebote in der Region, beschlossen die Inga, die auch Guardians of the Earth genannt werden, eine eigene Universität zu gründen. Vor drei Jahren begann das Projekt in Kooperation mit der ETH Zürich und sicherte sich seitdem weitere akademische Partner*innen. Im Vordergrund stehe dabei das Indigene Wissen der Inga. Biodiversität, Medizin, Kräuterkunde und Naturschutz sind nur einige der Themen, denen sich die Hochschule annehmen möchte. Die Zusammenarbeit mit bereits etablierten Universitäten bietet hierbei nicht nur Hilfestellungen im Aufbau einer Bildungseinrichtung, sondern ermöglicht auch Einblicke in Indigenes Wissen. Dieser Austausch mit anderen Disziplinen, Ländern und Denkweisen, eröffnet neue Perspektiven auf den Klimawandel sowie mögliche Lösungsansätze.

A Message from the Future II: The Years of Repair
Anknüpfend an den Kurzfilm A Message From the Future with Alexandria Ocasio-Cortez, der 2019 für einen Emmy nominiert wurde, begibt sich A Message from the Future II: The Years of Repair erneut auf die Suche nach Zukunftsvisionen. Anlass für die Veränderungen in den Bereichen Natur und Gesellschaft ist in dieser Utopie das Jahr 2020 – geprägt durch die Corona-Pandemie und die Black-Lives-Matter-Bewegung. In der Videoinstallation des Teams rund um Molly Crabapple – verantwortlich für die Illustrationen – und Opal Tometi – Mitbegründerin von Black Lives Matter – stellt das vergangene Jahr eine Zäsur dar. Geprägt von den aufrüttelnden Ereignissen, macht sich die Menschheit in ihrem Film daran, eine bessere Zukunft zu gestalten. Eine Zukunft, in der im Einklang mit der Natur und nicht gegen sie gearbeitet wird. Eine Zukunft, in der Menschen in systemrelevanten Berufen die Wertschätzung erhalten, die ihnen gebührt. Eine Zukunft, in der struktureller Rassismus der Vergangenheit angehört und Heilung im Vordergrund steht.

Zukunftsvisionen
Was all diese Projekte vereint, ist der Fokus auf den Menschen. Allerdings steht hierbei nicht der einzelne Mensch im Vordergrund, sondern seine Einbettung in die Natur, die Umwelt und die Gemeinschaft. Anders als jener egozentrierte Ansatz, der ursächlich für viele Auswirkungen der Klimakatastrophe ist, schafft diese Herangehensweise neue Zukunftsvisionen. In diesen Zukunftsvisionen existieren nicht nur der Mensch und die Natur, sondern alle leben in einer Gemeinschaft
Titelbild: A Message from the Future II: The Years of Repair 2020 von Molly Crabapple, Naomi Klein, Avi Lewis und Opal Tometi ©Mara Köhler