Andri Joel Harison – der Österreicher mit Wurzeln in Madagaskar – Protagonist des heutigen Abends, stellte im gut gefüllten Barocksaal des Alten Rathauses in Wien sein neu erschienenes Buch „Josef Nejez – Sein Leben und sein Werk“ vor, indem die wissenschaftliche Analyse „Missa pro vita ascendente“ eine besondere Stellung einnimmt.
Sehr selbstbewusst und charismatisch erstrahlt dieser junge Mann und betritt den Veranstaltungssaal in einem auffälligen schwarz-weißen Gewand mit goldenen Verzierungen. Er gibt sich modern und möchte einmal so bekannt sein wie seine klassischen Vorbilder Johann Strauß oder W. A. Mozart.
Mit kraftvoller Stimme und sorgfältig ausgewählten Worten übernimmt der erst 26-Jährige auch die Moderation des Abends und führt die Zuschauer*Innen durch das abwechslungsreiche Programm. Es wurden nicht nur die Werke von Josef Nejez präsentiert, auch überraschend vielfältige und virtuos präsentierte Eigenkompositionen fanden Raum in diesem Konzert. Dabei vergaß er nicht, teilweise wild gestikulierend und mit geschlossenen Augen die ganz besondere Geschichte zu erzählen, die hinter seinen Stücken steckt.
Im Babyalter schon am Klavier
Schon im Alter von 13 Monaten habe er sich eigenständig ans Klavier gesetzt und Melodien nachgespielt, die er aus Zeichentrickfilmen gehört hatte. Später improvisierte er bei Feiern im Kindergarten zu Melodien aus Weihnachtsliedern und erlernte neue Stücke lediglich dem Gehör nach. Auch heute noch nimmt die Improvisation einen wesentlichen Teil seines musikalischen Schaffens ein.
Selbst aus einer musikalischen Familie stammend, wurde sein Talent schon früh erkannt und gefördert. Seine Eltern übernehmen dabei das Management und helfen ihm seinen großen Lebenstraum zu verwirklichen. Zum Klavier gezwungen wurde er allerdings nie – das kam von ganz allein. Eine Dokumentation des ORF, die ihn schon im jungen Alter von 15 Jahren porträtierte, brachte ihn den Beinamen „Simmeringer Wunderkind“ ein. Doch sich selbst als Wunderkind zu bezeichnen, dazu ist Andri viel zu bescheiden, auch wenn er schon auf vielen großen nationalen und internationalen Bühnen gespielt hat und mehrfacher Preisträger ist. Der wohl renommierteste darunter ist der Espoir-Prize, den er bei der 18. “Osaka International Music Competition” mit der o.g. Fledermaus-Fantasie gewann.
25 Jahre jung – schon 100 eigene Kompositionen
Derzeit umfasst die Sammlung seiner eigenen Kompositionen – darunter Transkriptionen, Klavierwerke bis hin zu sinfonischen Arrangements wie Opern – rund 100 Werke.
Als bisherigen Höhepunkt seines kompositorischen Schaffens bezeichnet er unter anderem seine „Fledermaus-Fantasie“, die wir an diesem Klavierabend ebenfalls hören durften.
Seine Inspiration nimmt Andri Joël aus den alltäglichen Dingen, alle Eindrücke werden mit wachem Auge und Verstand aufgenommen und kreativ verarbeitet. Dabei sind es vor allem die positiven Erfahrungen und Erlebnisse, die den stets lächelnden jungen Mann besonders beeinflussen.
Josef Nejez, über dessen Leben und Wirken Andris neu erschienenes Buch geschrieben ist, war beim Konzert selbstverständlich anwesend. Die beiden hatten sich 2019 bei der Wiener Tonkunst-Vereinigung kennengelernt, von der Andri persönlich als Dirigent engagiert wurde. Er sollte damals seine „Missa pro vita ascendente“, geschrieben für Chor und Orchester, aufführen. „Ich habe damals die Noten gesehen und mir gedacht: das wird den Leuten Spaß machen, das ist ein schöner Stil.“ Es sei eine Mischung aus Jazz-Elementen und klassischer Musik, wie man sie von Schubert, Haydn oder auch Mozart kennt, die Andri so verehrt und zu schätzen weiß.
Wir sind zuversichtlich, dass sich sein Traum erfüllt und sein Name einmal den gleichen Rang einnimmt wie seine großen Vorbilder der Wiener Klassik.