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Die ArchitektInnen der Tropen

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Foto: Dieses Bauwerk ist ungefähr zwei Zentimeter hoch [1]

* * *

Günther Lanier, Ouagadougou 20. September 2023[2]

* * *

Ich will Sie heute auf eine kleine, überwiegend fotografische Reise mitnehmen, die kleine ErdbewohnerInnen in ein ungewohntes Licht rückt. Denn ganz allgemein werden sie als zerstörerisch wahrgenommen. Und zerstören tun sie, keine Frage. Aber sie bauen auch.

Sie, das sind Termiten.

Mit den Holzwürmern haben sie nur etymologisch zu tun. Sprachlich stammen die Termiten vom spätlateinischen termes, termit– und das bedeutete Holzwurm, ab dem späten 18. Jahrhundert hat sich das Wort durchgesetzt, termites auf Englisch und Französisch, fast gleichlautend mit dem Deutschen.

Mit Holzwürmern (die ja in Wirklichkeit Käfer sind bzw. werdende Käfer, deren Larvenform) haben sie nur gemein, dass sie gerne Holz verspeisen. Und deswegen sind sie gefürchtet.


ein bescheidener Termitenhügel, kaum eineinhalb Meter hoch – bis zu sechs Meter können sie erreichen

Wie die Ameisen oder die Bienen sind auch die Termiten staatenbildende Insekten. Mit den beiden Hautflüglern sind sie aber nicht verwandt. Sie gehören vielmehr zur Ordnung der Schaben. Es gibt von ihnen um die 3.000 Arten. Alle haben sie es gerne warm und so leben die allermeisten in den Tropen und Subtropen.


hinter’m Abwaschabflussrohr

Dieselbe Struktur aus anderem Winkel:

Hier noch ein paar Informationen, wie Termiten so sind und leben. Ich wandle, was Meyers Großes Taschenlexikon in 24 Bänden dazu schrieb[3] nur unwesentlich ab:

Termiten (Isoptera): staatenbildende Insekten der Tropen und Subtropen (…). Körper etwas abgeflacht, 0,2 bis 10 cm (eierlegende Weibchen) lang; Geschlechtstiere mit Facettenaugen und zeitweise geflügelt, fast stets augenlos, Mundwerkzeuge beißend-kauend (mit Ausnahme der SoldatInnen).
Bei Termiten gibt es ausgeprägte Kasten: 1. Primäre Geschlechtstiere (geflügelte Weibchen und Männchen): Diese erscheinen einmal im Jahr. Nach kurzem Hochzeitsflug gründen je ein Weibchen (Königin) und ein Männchen (König) eine neue Kolonie und erzeugen alle anderen Koloniemitglieder. 2. Ersatzgeschlechtstiere (mit kurzen Flügelanlagen oder völlig ungeflügelt): Diese können bei Verlust der primären Geschlechtstiere aus Arbeiterlarven nachgezogen werden. 3. ArbeiterInnen (fortpflanzungsunfähige, stets ungeflügelte Weibchen und Männchen): Sie machen die Masse des Volkes aus und übernehmen gewöhnlich (gemeinsam mit den Larven) alle Arbeiten, vor allem die Ernährung der übrigen Kasten. 4. SoldatInnen (fortpflanzungsunfähige Weibchen und Männchen): Mit meist großem Kopf und kräftigen Mandibeln (KiefersoldatInnen) bzw. schwachen Mandibeln und nasenartigem Stirnzapfen, an dessen Spitze eine mächtige, zur Verteidigung ein klebriges Sekret ausscheidende Stirndrüse mündet (NasensoldatInnen, Nasuti).
Die lichtscheuen Termiten legen ihre Nester meist unterirdisch oder in Holz an; mit zunehmendem Alter ragen die bei manchen Arten steinharten Bauten über den Erdboden hinaus, zum Teil bis sechs Meter hoch. Das Baumaterial besteht aus zerkautem Holz, mit Speichel vermischtem Sand bzw. Erde oder Kotteilchen
.


gebaut wird freilich auch horizontal

Wie die Heinzelmännchen wirken Termiten heimlich, still und leise, überwiegend dann, wenn Menschen schlafen. Holzmöbel gilt es freilich vor ihnen zu schützen. Und erst recht Bücher!

In der Früh lassen sich dann ihre nächtlichen Kunstwerke bewundern. Die meisten, aber keineswegs alle, werden vom Boden aus konstruiert. Und die meisten der von mir fotografierten wurden in nur einer Nacht fertiggestellt. Nicht das dem Artikel vorangestellte, das wurde in einer zweiten Nacht von einem auf zwei Zentimeter verdoppelt.


ein ins Eck geschmiegtes Kreuz, der linke Arm vielleicht zehn Zentimeter lang


in etwa einem Meter Höhe

Im Foto hier oben boten die beiden Schrauben der Seifentasse der Dusche den ArbeiterInnen eine Möglichkeit zum Aus-der-Kachelwand-Kommen. Dass der oberste Teil des termitischen Bauwerks dunkel ist, bedeutet, dass dort noch gearbeitet wird – bei der Duschtasse wie auch im folgenden Foto geschah das auch untertags.


in etwa eineinhalb Meter Höhe in der Toilette, da war wohl nicht gut verfugt; gleichzeitig tauchten am oberen Rand der Kacheln in etwas über zwei Meter Höhe kleine Erdgebilde auf – winzige Phalli, zu simpel, um sie hier zu zeigen

Ich möchte mich für die teilweise schlechte Qualität meiner Fotos entschuldigen. Mit Ausnahme des nun folgenden, das ich gestern im Wissen um den Artikel zu den ArchitektInnen der Tropen aufgenommen habe, waren sie nur für den Eigengebrauch vorgesehen. Hätte ich um den Artikel gewusst, hätte ich z.B. die wunderbare Konstruktion hinter dem Abwaschabfluss besser ausgeleuchtet.


es scheint die Sonne, aber noch ist Regenzeit – es handelt sich um denselben Termitenhügel wie oben, aber oben hatten die Regen gerade erst begonnen[4]

Welche Arten von Termiten in Burkina am Werk sind, weiß ich nicht. Die Vielfalt ihrer Bauten ist jedenfalls beeindruckend.

Zum Abschluss ein Foto eines Termitenhügels, den ich nicht als solchen erkannt hätte. Die Termitenart, die ihn geschaffen hat, heißt Cubitermes. Sie bauen ihre Häuser in Pilzform.


auch das ist ein burkinischer Termitenhügel, dieser im Biosphärenreservat des Nilpferdtümpels, etwa 50 km nordöstlich von Bobo-Dioulasso [5]

* * *

Endnoten:

[1] Die Fotos zum heutigen Artikel sind, so nicht anders ausgewiesen, von mir. Sie sind alle zwischen Juni und September 2023 in Borgo im Osten der burkinischen Hauptstadt Ouagadougou aufgenommen.

[2] Petra Radeschnig gilt – wie stets – mein herzlicher Dank fürs Lektorieren!

[3] Und zwar im 22. Band der 1992er Ausgabe, pp.47f. Was ich am Netz so gesehen habe, hat sich der Wissensstand nicht geändert, was die grundsätzlichen Informationen betrifft, die ich hier wiedergebe.

[4] Oben 2. Juli (die Regenzeit hat heuer in Ouagadougou erst Mitte Juli wirklich eingesetzt), hier unten 19. September.

[5] Im Original Réserve de biosphère de la Mare aux Hippopotames, Foto Marco Schmidt 2009, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Cubitermes_mound_MS_1995.jpg.

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