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Der Niger dieses Mal in der Werkstatt-Zeitung

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Foto: Nigerpferde posieren vor der General Seyni Kountché-Brücke. Niameys dritte Brücke über den Niger wurde 2021 vom formaldemokratisch gewählten Präsidenten Mahamadou Issoufou eingeweiht, sie trägt den Namen des noch heute beliebten Putschisten-Staatschefs Seyni Kountché, der das Land von 1974 bis zu seinem Tod 1987 regierte [1]

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Günther Lanier, Ouagadougou 25. Oktober 2023[2]

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Anlässlich seiner Teilnahme am subregionalen Forum Frieden und Sicherheit, das am Sonntag in Lomé zu Ende ging, bat der nigrische Innenminister die westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas statt der angedrohten Militärintervention um Solidarität und Hilfe gegen den Terrorismus[3]. Das passt gut zur Auftraggeberin meines heutigen Artikels, sie trägt die Solidarität im Namen und wenig überraschend ist auch Solidarität eines der vier Kriterien, die ihr zur Eigendefinition dienen[4].

Gut zwei Monate nach meinem Artikel “Niger nach dem Putsch“[5] hat mich also die Linzer Solidarwerkstatt abermals um einen Artikel zu dem Land gebeten, das seit Ende Juli von einer Militärjunta regiert wird. Dieses Mal ist mein Artikel auf Seite 9 der überaus empfehlenswerten Werkstatt-Zeitung zu finden, die in der Regel viermal jährlich erscheint. Bestellbar ist sie auf https://www.solidarwerkstatt.at/medien/werkstattblatt.

Hier können Sie den Artikel ohne jede Änderung lesen. Im Anschluss reflektiere ich, was in den fast drei Wochen seit dem 6. Oktober, als ich den Artikel abgeliefert habe, passiert ist.

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Niger: Überraschende Ruhe im Auge der Sanktionen

Günther Lanier, Ouagadougou 6. Oktober 2023

Nicht dass es vorher leicht gewesen wäre, mitnichten. Doch jetzt ist das Leben mühsamer. Teurer. Und da, wo es Strom gibt, oft stromlos. Wer ein Bankkonto hat, bekommt Geld nur ratenweise ausgehändigt. Wer von humanitärer Hilfe abhängt, wird aus Vorräten bedient, Nachschub sitzt an der Grenze fest. Manche Medikamente gibt es nicht, DiabetikerInnen haben z.B. Pech. In an Mali und Burkina grenzenden Landesteilen hat es zuletzt mehr terroristische Attacken und entsprechend mehr Tote gegeben als zuvor.

Doch das Leben geht weiter, fast so, als wäre nichts geschehen, sicher kein Putsch, der an Grundfesten rüttelt. Nur an manchen Orten der Hauptstadt Niamey sind mehr Sicherheitskräfte postiert als früher. Und immer wieder finden Demos statt, die Unterstützung für die Junta offenbaren. Tatsächlich begrüßt ein erheblicher Teil der Bevölkerung den Staatsstreich vom 26. Juli, allen Widrigkeiten zum Trotz[6]. Angesichts der Drohung einer Militärintervention seitens der regionalen Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas und Widerstand gegen die Ex- und Neo-Kolonialmacht Frankreich kam dem neuen Regime der nationalistische Schulterschluss zu Hilfe.

Die Militärintervention ist unwahrscheinlich geworden. Frankreich hat den Abzug seiner Militärs aus dem Land vor Jahresende angekündigt. Sollte sich die außenpolitische Lage weiter beruhigen, wird die Frage sein, ob die Junta überleben kann ohne äußere Feinde. Hält der landesweite Schulterschluss angesichts zum Alltag verkommener, ärger gewordener Mühsal, die die Ecowas-Sanktionen verursachen?


Militärs haben einen Riegel zwischen Nordafrika und den Rest des Kontinents geschoben. Der Staatsstreich vom 26. Juli sorgt für eine lückenlose Barriere vom Atlantik im Westen bis zum Roten Meer im Osten. Dunkelrot Niger. Mittelrot seine engsten Verbündeten Mali und Burkina, rosa Guinea, Tschad und Sudan.

Rekapitulieren wir: Der 2021 gewählte Präsident Mohamed Bazoum wurde am 26. Juli in einem unblutigen Putsch vom Chef seiner Präsidialgarde Abdourahamane Tiani (auch Tchiani) entmachtet und gefangengenommen. Der “kontinuierlichen Verschlechterung der Sicherheitslage“ und der “schlechten ökonomischen und sozialen governance“ sollte ein Riegel vorgeschoben werden. Staatliche Organe wurden aufgelöst, Grenzen geschlossen. Nach Konsultationen mit anderen Teilen der Armee wurde Tiani zwei Tage später als Vorsitzender des Nationalen Rates für den Schutz des Vaterlandes[7] Übergangsstaatschef. Erste personelle Maßnahmen betrafen die Streitkräfte.

Am 30. Juli fand wegen des Putsches ein außerordentlicher Gipfel der westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas statt. Dort wurde von der Junta verlangt, binnen Wochenfrist, bis 6. August, Bazoum wiedereinzusetzen und die verfassungsgemäße Ordnung wiederherzustellen, sonst würden “alle erforderlichen Maßnahmen“ ergriffen, das könne “den Einsatz von Gewalt einschließen“. Einstweilen wurde Niameys Mitgliedschaft suspendiert und Sanktionen (Handelsembargo, Zugangserschwernisse für die gemeinsame Franc CFA-Währung, Reiseverbot) ergriffen. Tags darauf erklärten Mali und Burkina Faso (wegen Staatsstreichen ebenfalls von Ecowas suspendiert) eine sehr weitreichende Solidarität: Bei einem Angriff auf ihr Nachbarland würden sie Niger militärisch unterstützen. Auf Ecowas-Ebene wurde von den Stabschefs eine Intervention vorbereitet. Aus Paris kam lautstarke Unterstützung. Angesichts beträchtlichen Widerstands auch innerhalb der Ecowas und z.B. aus Algerien, gab es bis heute keine Militärintervention, abgeblasen wurde sie allerdings nicht, die Rute steht weiter im Fenster. Es heißt, eine Verhandlungslösung sei vorzuziehen. Es hat einige Mediationsbemühungen gegeben. Am 7. August ernannte Tiani einen zivilen Premierminister. Der Anteil der Militärs an der zwei Tage später bekanntgegebenen Regierung war bescheiden (4 von 21). Am 11. August fand der erste MinisterInnenrat statt (4 Frauen von 21). Am 19. August kündigte Tiani einen “inklusiven nationalen Dialog“ sowie eine dreijährige Übergangsperiode an.

Der außenpolitische Stil der Junta ist konfrontativ. Die Militärverträge mit Paris wurden mit sofortiger Wirkung gekündigt, der französische Botschafter des Landes verwiesen. Tiani & Co’s Haltung der Ecowas gegenüber brachte Eskalation. Für letztere war der Putsch im Niger zudem der eine Putsch zu viel, die Reaktion übertraf alles bisher Dagewesene an Schärfe. “Dabei nimmt die Ecowas den Mund zwar sehr voll, was Verfassungsmäßigkeit und Legalität betrifft, setzt sich selbst jedoch scheinbar bedenkenlos über Regeln hinweg. So ist eine Militärintervention in den Statuten (…) nicht vorgesehen und widerspricht dort festgelegten Prinzipien. Auch die drastischen Sanktionen (…) widersprechen den Statuten, sind dort doch mildere Maßnahmen für Länder in sozialen oder ökonomischen Problemlagen vorgesehen, insbesondere für solche, die keinen Zugang zum Meer haben.“[8] Die Sanktionen treffen nicht nur Entscheidende & Mächtige, sondern in erster Linie Leute, die “nichts dafürkönnen“. Dass sie zulässig sind, ist an sich schon ein Verbrechen.

Paris hat das Rausgeworfenwerden (SoldatInnen und Botschafter) erst kürzlich akzeptiert. “Auch die USA haben Militärs im Land und betreiben in der Nähe von Agadez eine Drohnen-Basis; sie sind für NigrerInnen viel weniger ein Problem. Die Wunden der französischen Herrschaft sind nach über 60 Jahren Unabhängigkeit nicht verheilt. Dazu hat wesentlich der bis herauf zu Macron (…) gepflogene koloniale Habitus beigetragen, der dummer- und anachronistischerweise einem Überlegenheitskomplex die anmaßende Verachtung der (neo)kolonial beherrschten und ausgebeuteten Völker beimischt und Afrika wie einen Privatbesitz behandelt (…). Doch die (…) heutige Jugend in den einstmals französischen Kolonien kennt gegenüber Paris, seiner Politik und seinem Militär keinen Respekt. Letzteres hat nicht erreicht, worum es gebeten und wofür es ins Land gelassen wurde – dann soll es wieder gehen.
An der Argumentation ist nicht viel auszusetzen. Allerdings wäre es für Bamako, Ouagadougou und jetzt Niamey weniger teuer gewesen, das Hinauskomplementieren höflicher zu gestalten. Doch die Junten wollen ihr Renommee im Landesinneren aufbessern, indem sie dabei gesehen werden, wie sie die einstigen Herren demütigen. (…) Die nationalistisch stolzgeschwellte Brust kommt offenbar in weiten Teilen der Bevölkerung gut an, gemeinsame FeindInnen schweißen zusammen.“[9]

Und wo bleibt die Demokratie? Sie hat ihre Versprechen nicht gehalten. Den meisten hat sie nur Desillusion gebracht. Warum soll es jetzt nicht (wieder) einmal eine Junta probieren?

Mit dem Zusammengehen von Niger, Mali und Burkina – sie unterzeichneten am 16. September die Liptako-Gourma-Charta, die eine Allianz der Sahel-Staaten[10] einrichtete – haben sich die Kräfteverhältnisse im zentralen Sahel geändert. Das Bündnis richtet sich primär gegen Terrorismus, sekundär gegen jeden Angriff auf eines der Länder. Was den Terror betrifft, ist eine engere Zusammenarbeit ein wichtiger Fortschritt. Bleibt nur zu hoffen, dass die unter Bazoum verfolgte holistische Strategie von der Junta nicht aufgegeben wird.

Wie eingangs erwähnt, war die Lage im Niger schon vor Einsetzen der Sanktionen alles andere als rosig. Die Armutsrate betrug 41%, 17% der Bevölkerung bedurften humanitärer Hilfe. Dazu kamen 371.900 Binnenflüchtlinge und 255.500 Flüchtlinge aus Nigeria und Mali[11]. Aber die Auswirkungen der Sanktionen haben das Volk, auf das sich die Junta so gerne beruft, nicht in die Knie gezwungen. Angesichts dieser Widerstandsfähigkeit, dieser überraschenden Resilienz sollten wir vielleicht an etwas denken, was Sékou Touré vor dem Unabhängigwerden Guineas gesagt hat: “Wir ziehen die Armut in Freiheit dem Reichtum in Sklaverei vor“[12].

Mögen die neuen Herrscher im Niger ihr Volk nur nicht verraten!

* * *


Boot auf dem Niger in Niamey, im Hintergrund rechts die General Seyni Kountché-Brücke – zum Putschisten Seyni Kountché siehe die Bildunterschrift zum Foto, das dem Artikel vorangestellt ist [13]

* * *

Seit dem 6. Oktober, also seit dem Entstehen dieses Textes, ist nichts passiert, was eine Änderung der damaligen Einschätzungen rechtfertigen würde. Wie schwer die Sanktionen auf dem Land lasten, hat eine das Budget des Landes betreffende Maßnahme der Junta gezeigt: Am 7. Oktober kündigte sie an, die Staatsausgaben gegenüber dem bis dahin gültigen Voranschlag um 40% zu reduzieren[13a]. Das ist enorm. Mit Fortbestehen der Sanktionen werden die Regierungseinnahmen weiterhin darniederliegen. Es ist damit zu rechnen, dass wie im benachbarten Burkina Faso Steuern erhöht werden und die Junta wird wohl auch zu freiwilligen Beiträgen der “PatriotInnen“ in der Bevölkerung für die Überwindung der nationalen Notlage aufrufen. Angesichts des bisher angefachten nationalen Stolzes kann das für die Junta eine Zeit lang gutgehen.

Ansonsten haben die französischen Truppen (circa 1.400 waren im Land stationiert) tatsächlich mit dem Abzug begonnen, 282 wurden schon ausgeschafft[14] und weitere knapp 200 haben sich aus Ouallam (100 km nördlich von Niamey) auf den Weg gemacht[15]. Wobei ihr Weg beschwerlich ist: Sie müssen samt ihrem vielen Material über den Tschad ausreisen, denn die nigrische Grenze ist gesperrt, den Ecowas-Sanktionen sei Dank (und die Junta ist stur geblieben: Diese Grenze bleibt auch für die französischen Truppen gesperrt, ätsch). Das verlängert den Weg bis zum Meer beträchtlich, es sind um die 3.500 km statt der um die 1.000 km direkt nach Cotonou.

Dass die Sanktionen weiter in Kraft sind und wehtun – dem Volk sehr viel mehr als der Junta –, daran hat nicht nur der eingangs erwähnte nigrische Innenminister beim Forum Frieden und Sicherheit in der togolesischen Hauptstadt Lomé erinnert[16], die EU hat jetzt auch Sanktionen angekündigt, hat den dafür nötigen Rahmen beschlossen. Sie will offenbar auch dabei gesehen werden, dass sie die Ecowas unterstützt. Allerdings sollen die Brüsseler Sanktionen um vieles gezielter sein als die der Ecowas. Sie werden insbesondere Reiseverbote und ein Einfrieren von Guthaben für die für den Putsch Verantwortlichen umfassen[17].

Washington hat sich zweieinhalb Monate nach dem Putsch dazu durchgerungen zuzugeben, dass in Niamey ein Putsch stattgefunden hat. Dass es so lange gebraucht hat, liegt daran, dass laut US-amerikanischen Gesetzen somit automatisch jede Unterstützung für die nigrische Regierung unmöglich wird. Die zweieinhalb Monate waren wohl vor allem dafür nötig, die US-amerikanischen und die nigrischen militärischen Aktivitäten zu entflechten. Denn Washington hat sehr viel Geld investiert in zwei Drohnen-Basen im Norden des Landes, nun kann es sagen, dass seine knapp über 1.000 SoldatInnen, die dort tätig sind, bei ihrer vor allem dem Kampf gegen den Terror dienenden Überwachung nichts mit der Junta zu tun haben. Zumindest vorerst scheinen die Militärs in Niamey dagegen nichts einzuwenden zu haben.

Hingegen hat es mit den Vereinten Nationen Probleme gegeben. Louise Aubin, die UNO-Koordinatorin im Niger, wurde am 11. Oktober des Landes verwiesen[18]. Sie hätte die Teilnahme Nigers an der UNO-Generalversammlung hintertrieben. Tatsächlich waren die Gesandten Niameys dort am Zutritt gehindert worden.

Mit der internationalen Gemeinschaft ist die Junta also gründlich überkreuz.

Das hat auch das rezente Scheitern eines offenbar vorschnell verkündeten algerischen Mediationsversuches gezeigt. Seit der Ecowas-Drohung einer Militärintervention hatte sich Algier auf der internationalen Bühne gegen eine solche eingesetzt. Schon damals hatte es einen Vorschlag zur Güte unterbreitet, der eine sechsmonatige Übergangsfrist bis zur Rückkehr zur Demokratie vorsah. Offensichtlich wollte es seinen Vermittlungsversuch auf ebendiesen sechs Monaten gründen. Das ist für die Junta in Niamey freilich völlig inakzeptabel, sie hat ja drei Jahre vorgeschlagen[19].

Alle bisherigen Versuche einer friedlichen Lösung, einer Versöhnung zwischen Niamey und der sich in die inneren Angelegenheiten Nigers einmischenden Ecowas scheitern am selben: Der Junta wird nichts Attraktives angeboten dafür, dass sie von der Macht lässt und Bazoum wieder in Amt und Würden einsetzt. Dass es keinen militärischen Angriff geben wird? Vielleicht Straflosigkeit? Ist das alles?

Nur die Zusammenarbeit mit den neuen Bündnispartnern Mali und Burkina Faso funktioniert offenbar reibungslos. Es mangelt nicht an gegenseitigen Besuchen und Unterstützungserklärungen. Nigrische und burkinische Militärs haben gemeinsam offenbar auch schon am Schlachtfeld gegen die TerroristInnen Erfolge erzielt[20].

Letzten Donnerstag in den frühen Morgenstunden soll der Ende Juli gestürzte Präsident Bazoum – der noch immer nicht auf seinen Thron verzichtet hat – einen Fluchtversuch unternommen haben. Ob es einen solchen tatsächlich gegeben hat, ist nicht klar[21]. Der angebliche Fluchtversuch hat jedenfalls dazu geführt, dass Bazoum aller Mittel der Kommunikation mit der Außenwelt entledigt wurde. Sein nunmehriger Aufenthaltsort ist unbekannt.

Der nigrischen Junta mangelt es nicht an FeindInnen. Weder im Aus-, noch im Inland. Die terroristischen Attacken dürften seit dem Putsch zugenommen haben. Militärs sind großteils anderweitig beschäftigt, mit Machterhalt und der Bereitschaft zum Abwehren einer eventuellen Ecowas-Attacke. Wie ein Damoklesschwert schwebt auch eine eventuelle bewaffnete Dissidenz der Tuareg über dem Regime. Rhissa Ag Boula, einst Rebellenführer, später dann Minister Tandjas sowie Sicherheitsberater Issoufous und Bazoums, hat Anfang August den Putsch als Verrat und Schande bezeichnet und einen “Widerstandsrat für die Republik“[22] gegründet. Nachdem im Bruderstaat Mali die Tuareg gegen die Regierung in Bamako zu den Waffen gegriffen haben, rief Rhissa Ag Boula alle Tuareg auf, die malischen Widerstandskämpfer mit den Waffen in der Hand zu unterstützen[23]. Zwar war im Niger von einem neuerlichen Aufstand der Tuareg bisher nichts zu merken – in Mali allerdings wird scharf geschossen und dort sind die Kapazitäten der Armee durch den Kampf gegen den Terror schon überstrapaziert. Und da Niamey aufgrund der Liptako-Gourma-Charta und der Allianz der Sahel-Staaten (siehe oben) zur Unterstützung Bamakos verpflichtet ist, könnte dieser Konflikt zum Flächenbrand werden und sich auch auf den Niger ausweiten.

Doch das sind Spekulationen.

Vorerst steht und fällt die nigrische Junta mit der Unterstützung der Bevölkerung, vor allem freilich wieder einmal der (haupt)städtischen.


Auch nach Putschisten benannte Brücken verbinden Gegenüberliegendes [24]

* * *

Endnoten:

[1] Die anderen heißen Kennedybrücke und Brücke der chinesisch-nigrischen Freundschaft. Foto Zee AM 29.4.2023, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Hippopotame_en_dessous_du_pont_seyni_kountch%C3%A9.jpg.

[2] Petra Radeschnig gilt – wie stets – mein herzlicher Dank fürs Lektorieren!

[3] Siehe RFI, Putsch au Niger: le ministre de l’Intérieur réclame «la solidarité de la Cédéao pour combattre les terroristes», RFI 23.10.2023 um 9h34, https://www.rfi.fr/fr/afrique/20231023-putsch-au-niger-le-ministre-de-l-int%C3%A9rieur-r%C3%A9clame-la-solidarit%C3%A9-de-la-c%C3%A9d%C3%A9ao-pour-combattre-les-terroristes.

[4] Die vier sind: “Wir sind eine antimilitaristische Initiative (…). Wir sind für ein aktiv neutrales Österreich (…). Wir sind eine EU-oppositionelle Initiative (…). Wir treten für eine solidarische Gesellschaft ein: denn eine von Konkurrenz und Profitmaximierung bestimmte Gesellschaft führt immer wieder zu extremer sozialer Ungleichheit, Gewalt und Krieg“, https://www.solidarwerkstatt.at/wir-ueber-uns.

[5] Günther Lanier, Niger nach dem Putsch, Ouagadougou (Africa Libre) 16.8.2023, https://www.africalibre.net/artikel/522-niger-nach-dem-putsch bzw. Wien (Radio Afrika TV) 16.8.2023, https://radioafrika.net/niger-nach-dem-putsch/. Original: https://www.solidarwerkstatt.at/international/niger-unter-sanktionen-nach-dem-putsch-vom-26-juli.

[6] Mit Ausnahme der humanitären Lieferungen und der Terrorattacken stammen die bisher erwähnten Informationen zur konkreten Lage im Niger von einer in Niamey lebenden nigrischen Freundin. Stand 2. Oktober. Preiserhöhungen gab es insbesondere bei Reis, Öl, Tomaten. Stromausfälle (in den Zonen rund um Spitäler gibt es keine) haben sich auf drei pro Tag eingependelt, wobei es insgesamt etwa die Hälfte von Tag und Nacht Strom gibt. In den Banken sind 100.000 F Cfa (152,45 Euro) pro Person pro Tag Höchstgrenze. Die an strategischen Stellen postierten Sicherheitskräfte sind besser bewaffnet, als sie es früher waren. Wer sich nicht ausweisen kann, insbesondere AusländerInnen, bekommt Schwierigkeiten. Es gibt vereinzelt Verhaftungen. Der humanitäre Nachschub – die UNO hatte von der Ecowas die Erlaubnis für humanitäre Lieferungen verlangt und erhalten – steckt an der Grenze mit Benin fest. Obwohl die Grenzbrücke über den Niger in Malanville gesperrt ist, können Menschen dort passieren – per Boot.

[7] Conseil national pour la sauvegarde de la patrie (CNSP).

[8] Zitiert aus Günther Lanier, Niger unter Sanktionen nach dem Putsch vom 26. Juli, Werkstatt-Rundbrief 13/2023, Linz (Solidarwerkstatt) 14.8.2023, https://www.solidarwerkstatt.at/international/niger-unter-sanktionen-nach-dem-putsch-vom-26-juli.
Siehe dazu insbesondere Lionel Zevounou, Où va la Cedeao? 9.8.2023, https://afriquexxi.info/Ou-va-la-Cedeao-Quelques-reflexions-juridiques-a-partir-du-cas-nigerien.

[9] Abermals zitiert aus Günther Lanier, Niger unter Sanktionen nach dem Putsch vom 26. Juli, Werkstatt-Rundbrief 13/2023, Linz (Solidarwerkstatt) 14.8.2023, https://www.solidarwerkstatt.at/international/niger-unter-sanktionen-nach-dem-putsch-vom-26-juli.
Der erste Absatz des Zitats ist inspiriert von Cheick Oumar Sissoko, “Le sens de l’histoire”, in: K. Lamko, A. Niang, N.S. Sylla, L. Zevounou (Hg.), De Brazzaville À Montpellier. Regards critiques sur le néocolonialisme français, Dakar (Collectif pour le Renouveau Africain – CORA Éditions) 2021, pp.62-69, https://corafrika.org/chapitres/le-sens-de-lhistoire.
Sissoko ist vor allem als Filmregisseur bekannt. Er war 2002-07 malischer Kulturminister.

[10] Alliance des États du Sahel (AES). Das Bündnis wird immer wieder als “G3 (Sahel)“ bezeichnet – die drei Staaten waren in der G5 Sahel diejenigen, um die es bei der Bekämpfung des Terrorismus im Zentralen Sahel vor allem ging (die beiden anderen Mitglieder der nie wirklich aktiven, nun völlig moribunden Organisation sind Mauretanien und Tschad). Allerdings wurde die G5 Sahel von Paris erfunden, sollte vor allem der Entlastung der Barkhane-Operation dienen. Insofern sind der Ähnlichkeiten nur wenige.

[11] Daten OCHA (Büro für die Koordination humanitärer Angelegenheiten/Office for the Coordination of Humanitarian Affairs) außer Flüchtlinge aus dem Ausland: UNHCR (UNO-Flüchtlingskommissariat/United Nations High Commissioner for Refugees).
Was Ernährungssicherheit betrifft, sind die Landesteile mit terroristischen Attacken besonders betroffen. Siehe FEWS Net, Niger – Food Security Outlook June 2023 – January 2024. Continuing conflicts in border regions hinders the agricultural season’s productivity, Juni 2023, herunterzuladen unter https://reliefweb.int/report/niger/niger-food-security-outlook-june-2023-january-2024. FEWS Net = Hungersnot-Frühwarnsystem-Netz (Famine Early Warning Systems Network. Wird von USAID finanziert).
Zu alledem siehe abermals Günther Lanier, Niger unter Sanktionen nach dem Putsch vom 26. Juli, Werkstatt-Rundbrief 13/2023, Linz (Solidarwerkstatt) 14.8.2023, https://www.solidarwerkstatt.at/international/niger-unter-sanktionen-nach-dem-putsch-vom-26-juli.

[12]Nous préférons la pauvreté dans la liberté à la richesse dans l’esclavage“. Sékou Touré anlässlich des Besuchs von Charles de Gaulle vor dem Unabhängigkeitsreferendum 1958.

[13] Foto Abdoul Baki 29.4.2023, leicht überarbeitet GL, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Fleuve_Niger_01.jpg.

[13a] Diese 40%ige Budgetreduktion habe ich im Artikel vom 16. August 2023 vergessen und nachträglich eingefügt. Der ganze Absatz ist neu. Zum Budget siehe RFI, La junte nigérienne annonce une réduction drastique de son budget, RFI 8.10.2023 um 15:52, https://www.rfi.fr/fr/afrique/20231008-la-junte-nig%C3%A9rienne-annonce-une-r%C3%A9duction-drastique-de-son-budget.

[14] Siehe z.B. Le Monde (mit AFP), Retrait des soldats français du Niger : l’objectif «d’un départ au 31 décembre sera tenu», déclare le commandant des forces françaises au Sahel, Le Monde 20.10.2023, https://www.lemonde.fr/afrique/article/2023/10/20/retrait-des-soldats-francais-du-niger-l-objectif-d-un-depart-au-31-decembre-sera-tenu-declare-le-commandant-des-forces-francaises-au-sahel_6195614_3212.html.

[15] BBC, Hundreds of French troops leave Niger base for Chad, BBC Africa Live 23.10.2023 um 10h30.

[16] Siehe abermals RFI, Putsch au Niger: le ministre de l’Intérieur réclame «la solidarité de la Cédéao pour combattre les terroristes», RFI 23.10.2023 um 9h34, https://www.rfi.fr/fr/afrique/20231023-putsch-au-niger-le-ministre-de-l-int%C3%A9rieur-r%C3%A9clame-la-solidarit%C3%A9-de-la-c%C3%A9d%C3%A9ao-pour-combattre-les-terroristes.

[17] BBC, European Union begins steps to sanction Niger junta, BBC Africa Live 23.10.2023 um 11h11. Laut Rat der EU, “the sanctions will apply to individuals who undermine Niger’s constitutional order, democracy or rule of law, as well as individuals who commit human rights violations or abuses.

[18] BBC, Junta orders UN boss to leave Niger within 72 hours, BBC Africa Live 11.10.2023 um 11h11.

[19] Konsequenterweise hat Algier am 9. Oktober seinen Vermittlungsversuch abgeblasen, Verzeihung: “suspendiert“. Siehe z.B. RFI, Niger: l’Algérie suspend sa médiation avec les autorités. RFI 10.10.2023 um 6h29, https://www.rfi.fr/fr/afrique/20231010-niger-l-alg%C3%A9rie-suspend-sa-m%C3%A9diation-avec-les-autorit%C3%A9s.

[20] Glaubt man der burkinischen Presse, die allerdings, was Militärisches betrifft, selten über Misserfolge berichtet. Das würde ihr nicht guttun.

[21] Bazoums Anwälte bestreiten es. Siehe Stanislas Poyet, Niger: la douteuse tentative d’évasion du président déchu, Le Figaro 20.10.2023, https://www.lefigaro.fr/international/niger-la-douteuse-tentative-d-evasion-du-president-dechu-20231020.

[22] Conseil de la résistance pour la République. Siehe RFI, Niger: l’ex-chef rebelle Rhissa Ag Boula lance un Conseil de la résistance pour la République, RFI 9.8.2023 um 15h48/17:29, https://www.rfi.fr/fr/afrique/20230809-niger-l-ex-rebelle-rhissa-ag-boula-lance-un-conseil-de-la-r%C3%A9sistance-pour-la-r%C3%A9publique.

[23] David Baché, Mali: la colonne de l’armée progresse lentement dans la région de Gao, RFI 3.10.2023 um 23h47/aktualisiert am 4.10.2023 um 3h57, https://www.rfi.fr/fr/afrique/20231003-mali-la-colonne-de-l-arm%C3%A9e-progresse-lentement-dans-la-r%C3%A9gion-de-gao.

[24] Ein drittes Mal die General Seyni Kountché-Brücke. Foto Barke11 am 6.8.2022, leicht zugeschnitten GL, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Pont_Seyni_Kountch%C3%A9_de_Niamey_(cropped).jpg

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