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Wo der Wald eine Caldera versteckt – Menengai

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Foto: der Menengai-Wald[1]

* * *

Günther Lanier, Ouagadougou 16.3.2022[2]

* * *

Nicht nur in Kalifornien oder Australien gibt es Waldbrände. Kenia hat es diesbezüglich in letzter Zeit zweimal in die internationalen Medien geschafft.

Da ist zum einen der Streitfall mit der britischen Armee, die im März 2021 bei Übungen einen Waldbrand ausgelöst haben dürfte, der circa 5.000 Hektar geschützten Waldes der Lolldaiga Conservancy nördlich des Mount Kenya zerstört hat. Am 10. März 2022 verwies ein kenianisches Gericht den Fall zur Klärung an ein zwischenstaatliches Liaison-Komitee, wie es in der Verteidigungszusammenarbeitsvereinbarung vorgesehen ist, die London und Nairobi 2015 unterzeichnet haben. Die Richterin stellte weiters fest, die britische Regierung werde den AnrainerInnen Entschädigung zahlen müssen, wenn herauskäme, dass ihre SoldatInnen für das Feuer verantwortlich waren. Sollten die Militärs fahrlässig gehandelt haben, wären britische und kenianische Autoritäten zudem verpflichtet, die geschädigte Umwelt wiederherzustellen[3].

Des Weiteren erreichte uns vor ein paar Tagen die Kunde[4], dass 70 Hektar des Menengai-Waldes ein Opfer der Flammen geworden sind. Verursacht wurde dieses Feuers offenbar durch Brände, die in zwei angrenzenden Farmen in Vorbereitung landwirtschaftlicher Arbeiten gelegt worden waren. Die sehr trockene Ausgangslage und starke Winde sorgten in der Folge für ein schnelles Ausbreiten der Brände und verunmöglichten es zunächst[5], das Feuer wieder unter Kontrolle zu bekommen[6]. Dass ich am Netz keine einzige neue Meldung zu dem Menengai-Feuer gefunden habe, die jünger als zwei Tage alt wäre, lässt mich allerdings hoffen, dass es der Feuerwehr und den AnrainerInnen inzwischen doch gelungen ist, es zu löschen – wenn einmal die Erregung (neuhochdeutsch hype) um ein Ereignis abgeklungen ist, verschwindet es schnell aus der Berichterstattung der Medien. Konsequentes Weiterverfolgen und Informieren ist deren Sache ja nur allzu selten.

Solche Feuer sind um diese Jahreszeit offenbar leider nicht gerade selten. 2017 sollen 90 ha und nur zwei Jahre davor, also 2015, mehr als 120 ha Opfer der Flammen gewesen sein[7].

Schicksal?


Der Menengai-Krater[8]

Wir befinden uns im Gebiet des Großen Afrikanischen Grabenbruches (Great Rift Valley, oft nur Rift Valley). Entlang dieses 35 Millionen Jahre alten, sich beständig weiterentwickelnden Grabenbruches, der vom Roten Meer bis nach Mosambik reicht, wird sich eines weit entfernten Tages (in Millionen Jahren) wahrscheinlich der östlichste Teil Afrikas – die sogenannte “Somalia-Platte“ – von der afrikanischen Platte abspalten.

Wo so massive Plattentektonik am Werk ist und die Erdkruste stört und beunruhigt, ist es kein Wunder, dass durch die entstehenden Risse Material aus tieferliegenden Erdschichten zu Tage tritt. In Kenia werden zwei Dutzend Vulkane gezählt.

Der Menengai-Wald beherbergt einen dieser Vulkane – einen schlafenden. Er ist schon sehr lange nicht mehr ausgebrochen, seit etwa 8.000 Jahren, ist aber weiter aktiv und von Zeit zu Zeit sind Rauchschwaden vulkanischen Ursprungs zu bemerken.

Genau genommen handelt es sich um eine Caldera, was auf Spanisch “Kessel“ bedeutet. Eine Caldera bezeichnet einen Vulkankrater, der eingebrochen ist, weil dem Kraterboden nach dem Entleeren der darunterliegenden Magma-Kammer die Basis entzogen wurde.

 [9]

Die Menengai-Caldera ist eine der größten der Welt – 12 mal 8 km misst ihr Oval. Kein Wunder, dass sie sich als ein bedeutender Magnet für TouristInnen erwiesen hat.

Auch in anderer Hinsicht hat sie wirtschaftliche Bedeutung. Zum einen haben die einstigen Vulkanausbrüche die Fruchtbarkeit der Erde rundherum gesteigert. Zum anderen weist der Krater selbst erhebliches Potential auf, was geothermische Energie betrifft – ein weiterer Hinweis darauf, dass es sich nicht um einen erloschenen, sondern um einen schlafenden Vulkan handelt. Bis 2019 hat das Menengai Geothermal Project 47 geothermische Bohrungen vorgenommen. Die Umwandlung von Dampf in Strom ergibt für diese 47 zusammen ein Potential von 169 Megawatt. Langfristziel ist die Produktion von 465 Megawatt[10].

Auf Maa, der Sprache der Maasai (oft Massai geschrieben), bedeutet Menengai “Leichenstätte“. 1854 kam es hier zwischen zwei Maasai-Clans zu einer blutigen Schlacht. Hunderte sollen dabei vom Rand der Caldera zu Tode gestürzt sein – oder gestürzt worden sein. Manche AnrainerInnen erzählen, dass ihre unerlösten Seelen noch heute herumgeistern[11].


Da ist nicht gut fallen…[12]

Die Menengai-Caldera befindet sich 10 km nördlich von Nakuru, mit über einer halben Million EinwohnerInnen Kenias dritt- oder viertgrößte Stadt – sie liegt knapp über 100 km nordwestlich von Nairobi.

In dieser Stadt – sie wurde 1904 von den britischen Kolonialherren als eines der Zentren des Weißen Hochlands (White Highlands) geschaffen – werden insbesondere die Produkte der landwirtschaftlich reichen Umgebung (darunter Kaffee, Weizen, Mais, Bohnen, Erdäpfel) weiterverarbeitet.

Das zweite wirtschaftliche Standbein der Stadt ist der Tourismus. Sie ist nicht nur Ausgangspunkt für die Menengai-Caldera, sondern auch für den Nakuru-See. 5 km südlich der Stadt gelegen, Teil des Nakuru-Nationalparks, ist der bis zu 4 m tiefe See abflusslos. Er gehört zu den alkalischen Sodaseen des östlichen Rift Valley.

Gemeinsam mit den Elementaita- und Bogoria-Sodaseen wurde der Nakuru-See 2011 als “Kenia-Seensystem“ (“Kenya Lake System“) zum Unesco-Weltnaturerbe erklärt[13]. Der Nakuru-Nationalpark harrt noch dieser Erhebung in den Adelsstand der Naturdenkmäler – er befindet sich bisher nur auf der “provisorischen Liste“ (“tentative list“) der Unesco[14].

Hauptattraktion des Sees sind die maximal 2 kg schweren, bis zu 1 m großen rosa Zwergflamingos. 1 m erreicht auch ihre Flügelspannweite.

Bis zu 2 Millionen von ihnen sollen den See bevölkern. Sie ernähren sich von Blaualgen und Kleinkrebsen – erst die darin enthaltenen Karotinoide färben die Federn der ursprünglich weißen Vögel rosa.


Die Zwergflamingos des Nakuru-Sees[15]

* * *

Endnoten:

[1] Foto Theo Matundura 24.8.2019, überarbeitet GL, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Menengai_Crater_IMG_20190824_131204.jpg.

[2] Petra Radeschnig gilt – wie stets – mein herzlicher Dank fürs Lektorieren!

[3] Siehe BBC, Kenya orders probe into fire claims against UK troops, BBC Africa Live 10.3.2022 um 9h53.

[4] Ashley Lime, Strong winds blamed for fire at Kenya’s Menengai Forest, BBC Africa Live 14.3.2022 um 10h49.

[5] Ein 18 Sekunden kurzes Video zeigt Löschbemühungen: https://www.youtube.com/watch?v=A4SakAIfrK0.

[6] Daniel Chege, Human activity, strong winds blamed for Menengai Forest fire, The Standard 14.3.2022 nennt die beiden Farmen beim Namen: Mosonic and Madricada farms, siehe https://www.standardmedia.co.ke/national/article/2001440321/human-activity-strong-winds-blamed-for-menengai-forest-fire.

[7] Rita Damary, Fire consumes 220 acres of Menengai Forest, Nakuru, The Star 10.3.2017 um 18h00, https://www.the-star.co.ke/news/2017-03-10-fire-consumes-220-acres-of-menengai-forest-nakuru/.

[8] Foto Njihiagk 14.10.2007, leicht überarbeitet GL, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Menengai_Crater.jpg.

[9] Im Vordergrund links und im Hintergrund die Wälle der Caldera, Foto Hgmichna 15.5.2010, leicht überarbeitet GL, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Menengai_crater_view_from_the_edge.jpg?uselang=de.

[10] Mehr Informationen unter https://www.gdc.co.ke/menengai.html.

[11] Siehe Granyia, Magical Menengai Crater – Kenya, Volcano Hotspot 29.12.2017, https://volcanohotspot.wordpress.com/2017/12/29/magical-menengai-crater-kenya/.

[12] Caldera-Rand und -Boden trennen 500 Höhenmeter – die Felsen auf dem Foto machen davon freilich nur einen kleinen Teil aus. Foto Inmotion Inc 15.3.2020, leicht überarbeitet GL, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Inside_Nakuru_Menengai_cave_2_Big_Beautiful_Rocks_4.jpg?uselang=de.

[13] Siehe https://www.worldheritagesite.org/list/id/1060.

[14] Siehe https://www.worldheritagesite.org/tentative/id/1344. Der Elementaita-See befindet sich unweit (etwa 20 km) südöstlich von Nakuru, der Bogoria-See deutlich (70 km) nördlich.

[15] Foto Whit Welles 17.7.2007, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Lesser_Flamingo_Nakuru.jpg.

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