Dagara-Töpferin [1]
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Günther Lanier, Ouagadougou 20. November 2024[2]
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Heute geht’s ums Heiraten, neben Geborenwerden und Sterben in Westafrika wohl einer der wichtigsten Momente im Leben der meisten. Und nicht nur der Individuen, sondern ihrer gesamten familiären Entourage. Eine Hochzeit besiegelt schließlich den Bund zwischen zwei Großfamilien, der des Bräutigams und der der Braut.
Was die Mossi betrifft, die etwa die Hälfte aller Burkinabè stellen, habe ich mich mit dem Thema schon beschäftigt, als ich deren traditionelle Hochzeitszeremonie beschrieb[3].
Neben diesen Mossi spielen in meinem heutigen Artikel die Dagara die Hauptrolle, ein Volk, das in der Südwest-Region Burkinas und in Ghana lebt – insgesamt wird ihre Zahl auf etwas über eine Million geschätzt (davon ein Drittel in Burkina). Mit den Birifor, Pougouli, Gan, u.a.m. und natürlich den Lobi[4] selbst werden sie meist der sog. “Lobi-Gruppe“ zugerechnet, um die herum die Region Südwest konstruiert wurde.
Die Sprache der Dagara – ebenfalls Dagara oder aber Dagaari genannt – ist dem Birifor sehr ähnlich und zudem der Mooré genannten Sprache der Mossi recht nah verwandt[5]. Kulturell stehen die Dagara den anderen Mitgliedern der Lobi-Gruppe aber sehr viel näher als den Mossi. Insbesondere ist – oder war – ihre Gesellschaft eine akephale (kopf-, also führerInnenlose), auch segmentär genannt, während die Mossi staatenbildend und betont hierarchisch organisiert waren – sie selbst haben ein Sprichwort, das besagt, dass wenn sich zwei Mossi auf der Straße treffen, egal welche, immer einer Chef ist[6]. Die Dagara sind wahrscheinlich im 17. Jahrhundert ins heutige Siedlungsgebiet eingewandert. Gegen erobernde Begierden von auswärts haben sie sich lange erfolgreich wehren können – bis dann, ganz am Ende des 19. Jahrhunderts, die Truppen der französischen Kolonialherren auftauchten, die waffentechnisch allzu überlegen waren.
Die Mossi leiten Herkunft über den Vater her, ihre Gesellschaft ist strikt patrilinear (auch wenn es matrilineare Elemente gibt[7]). Die Dagara hingegen leiteten ihre Herkunft traditionell von Mutter und vom Vater ab. Zwar wog dabei die Vaterseite etwas schwerer[8], doch der kolonialen Administration unterlief hier ein Fehler: Sie hielt die Dagara für matrilinear und registrierte nur die Matri-Clan-Namen – die noch heute in Gebrauch sind: Da (oder Dah), Dabiré, Hien, Kambiré, Kamboulé, Médah, Poda (Kpoda), Somda, Somé. Patri-Clan-Namen der Dagara wie Békoné, Baciélé, Dafiélé, Métolé, Naciélé, Yuoné gingen offiziellerseits hingegen verloren[9].
Die Dagara sind dafür bekannt, dass Hochzeiten für den Bräutigam oder seine Familie teuer sind. Wie teuer, das richtet sich nach der Mutter der Braut – die Zahl der Rinder und der Kauris, die für die Tochter zu erstatten sind, entsprechen den Rindern und Kauris, die einst vom Vater für ihre Mutter an die Großeltern zu bezahlen waren. Freilich gibt es in der Praxis sehr wohl Spielraum für Verhandlungen…[10]
ein Dagara auf der Dachterrasse seines Lehmhauses [11]
Schon vor einiger Zeit hat mir eine liebe Freundin, selbst Dagara, erzählt, dass ihre beiden Brüder Probleme mit ihren Töchtern gehabt hatten. Die beiden Brüder waren mit Nicht-Dagara verheiratet. So hatten sie vermieden, für ihre Frauen den unter Dagara üblichen hohen Brautpreis zu zahlen. Doch was für sie vorteilhaft gewesen war, erwies sich in der nächsten Generation als Problem: Sollte sich die Brautvater-Familie für die Hochzeit engagieren – und ohne sie kann es ja keinen Bund zwischen den Großfamilien geben –, so mussten die Zukünftigen, damit sie um die Hand der Dagara-Töchter anhalten durften, den Brautpreis zahlen. Dieser muss gemäß Tradition dem Braut-Mutter-Brautpreis entsprechen. Da für diese kein Brautpreis gezahlt worden war, fehlte ein wesentliches Element…
In solchen Fällen entscheiden freilich mitnichten die Braut-Eltern. Zuständig ist die Großfamilie (intrafamiliär geht es auch bei den akephalen Dagara hierarchisch zu, obwohl generell alle gehört werden, die etwas sagen wollen).
Nun, die Großfamilie erwies sich schließlich als flexibel. Nach mehreren Familienräten wurde eine Lösung im Guten gefunden: Der jeweilige Bräutigam hatte denselben Brautpreis zu zahlen, der für die Großmutter seiner Zukünftigen gezahlt worden war.
Da der Braut“preis“ nicht in Franc CFA oder Euro, sondern in Rindern und Kauris angegeben wird, machte auch die inzwischen ins Land gezogene Inflation nichts aus.
hölzerner Dagara-Ahne als verkehrtes Ypsilon [12]
Christiane[13] ist eine Dagara, heute um die fünfzig. In Sachen Liebe und Ehe und Familie hat sie offensichtlich nie Glück gehabt. Sie war mit ihrer Mutter aus ihrem Dorf in die Provinzhauptstadt Diébougou gekommen, um dort als Kindermädchen zu arbeiten. War dann schwanger geworden von einem Mann, der seine Vaterschaft leugnete. Ein anderer, ein Dagara, nahm sie im Wissen um ihre Schwangerschaft – benahm sich aber gar nicht comme il faut. Zahlte keinen Brautpreis für sie. Womit die Heirat eigentlich keine war. Und dann behandelte er sie und vor allem das fremde Kind von Anfang an schlecht. Bis das Kind unter seinen Misshandlungen starb. Sie wusste nicht mehr weiter, vertraute sich der Mutter einer von ihr gehüteten Unterstufenschülerin an und bat sie, zu ihr nach Batié ziehen zu dürfen, mehr als 100 km weiter südlich, im Birifor-Land. Diese Frau, die sie nun beherbergte, war eine Moaga (Einzahl von Mossi), die sich mit ihrer Familie im Südwesten niedergelassen hatte, dort Landwirtschaft betrieb, dolo (Hirsebier) braute und selber einen Schippel[14] Kinder hatte, was sie und ihren beamteten Mann nicht davon abhielt, sich auch noch um andere zu kümmern.
Batié liegt unweit des Mouhoun, einst Schwarzer Volta genannt, seit Beginn der Kolonialisierung Grenzfluss zwischen Frankreich (Obervolta) und Großbritannien (Goldküste), nunmehr Burkina Faso und Ghana. Auch in die Côte d’Ivoire ist es von da nicht weit. Es ist eines der regenreichsten Gebiete des Landes, das es darauf angelegt zu haben scheint, den Sahel mit seiner Trockenheit Lügen zu strafen.
Christiane verliebte sich dort in einen Birifor, zog zu ihm, gebar ihm zwei Töchter – ohne dass er bei ihrer Familie um ihre Hand anhielt. So wurde aus der Beziehung nie eine Ehe. Die Liebe war offenbar keine beidseitige: Er ließ sie nach ein paar Jahren sitzen. Schon zuvor hatte er sich kaum um sie oder das Überleben seiner beiden Töchter gekümmert. Immer wieder war sie zu ihrer Wahltante gegangen. Die hatte sie und die beiden Kleinen natürlich durchgefüttert.
In dem Dorf, aus dem Christianes Wahltante stammte, mitten im Mossi-Land, etwa dreißig Kilometer nordöstlich der burkinischen Hauptstadt, hatte inzwischen Richard das Heiratsalter weit überschritten. Da er – wie der Vater von Christianes beiden Kindern – an Folgen von Kinderlähmung litt, war ihm der Heiratsmarkt nicht leicht zugänglich, obwohl er ein fleißiger Arbeiter war und auf den Feldern seinen “Mann stand“, wenn auch auf zwei geschwächten Beinen. Seine Familie hatte für Richard eine Frau gefunden, eine jüngst verwitwete, nicht mehr ganz junge. Gegen einen Familienbeschluss kann ein Einzelner in der Regel nicht an. Richard, der diese Ehe gar nicht wollte, sah sich gezwungen, zu extremen Mitteln zu greifen: Er würde sich umbringen, sollte er gezwungen werden, verkündete er. Er konnte sich durchsetzen, die Familie bestand nicht auf der Ehe.
Als nun der Birifor im burkinischen Südwesten Christiane allein hatte sitzen lassen mit den beiden Töchtern, hatte ihre Wahltante für sie einen Lösungsvorschlag: Richard heiraten. Christiane wollte eigentlich nicht, doch in ihrer Lage hatte sie nicht viel Wahl und sie wollte sich ihrer Wahltante gegenüber auch erkenntlich zeigen. Schließlich gab sie nach und sie wurde ins Dorf Richards begleitet, wo sie zum ihr unbekannten Ehemann zog. Bis zur Hochzeit dauerte es noch ein paar Jahre – bis die Mittel für den Brautpreis beisammen waren (es dürfte sich um drei Stück Vieh gehandelt haben, mehrere hunderttausend F Cfa, vielleicht tausend Euro, eine unheimliche Summe für einen simplen Bauern). Richard erwies sich von Anfang an als guter Vater, auch für die beiden Töchter, die Christiane in die Ehe eingebracht hatte. Es kamen dann noch vier Kinder dazu, zwei Söhne und zwei Töchter. Auch wenn es nicht die große Liebe war, so schienen sich die Nebel über Christianes Leben gelichtet zu haben.
Doch dann ging es für eine der beiden Töchter des Birifor-Mannes aus dem Südwesten ans Heiraten. Ihr Vater hatte nie bei der Familie der Mutter um deren Hand angehalten, geschweige denn einen Brautpreis für sie bezahlt[15]. Christianes Tochter brauchte aber die Familien ihrer Eltern und vor allem die ihres Vaters, sonst würde sie nicht heiraten können. Ein Mensch ohne Familie ist keine wirkliche Person.
N.B. Ich schreibe hier von der traditionellen Heirat. Fürs Standesamt (und auch für Kirche und Moschee) gilt das alles nicht.
Die Tochter fand sich zwischen allen Stühlen wieder. Richard, der sich ihr gegenüber stets als Vater benommen und sich um sie gekümmert hatte, und seine Großfamilie hatten kein Recht, für sie einen Brautpreis einzustreichen, zumal sie Mossi waren. Ihr biologischer Vater wiederum, der als Birifor ähnlichen Regeln unterlag wie ein Dagara, hatte keinerlei Recht, den Brautpreis für sie zu kassieren, da er selbst ja für ihre Mutter nie einen gezahlt hatte.
Christiane schickte die Delegation des Bräutigams ihrer Tochter trotzdem nach Batié, um mit der Familie des biologischen Vaters ihrer Tochter zu verhandeln. Die wussten, dass sie den Brautpreis nicht entgegennehmen durften. Christiane, die bei ihrem Mann geblieben war, gab ihrem zukünftigen Schwiegersohn den Rat, die Familie des Birifor-Vaters dazu zu bewegen, ein bisschen Geld anzunehmen – keineswegs als Brautpreis, sondern nur als Symbol, dass ihnen die Heirat “ihrer“ Tochter bekannt war und sie diese Ehe akzeptierten. Freilich: Da das Geld nicht als Brautpreis definiert worden war, zählt die Ehe sozusagen nur halb.
Nach der Heirat bekam Christianes Tochter ein Kind, wie es sich gehört. Doch seither rührt sich nichts mehr. Ist das eine Strafe dafür, dass die Vaterfamilie Geld für sie akzeptiert hat, obwohl sie kein Recht dazu hatte?
das allererste Wikimedia-Workshop für Dagara im Präsenzmodus in Wa [16]
Auch Christianes zweite Tochter mit dem biologischen Vater ist schon seit einiger Zeit in heiratsfähigem Alter. Sie interessiert sich auch durchaus für Männer und hat schon mehrere Beziehungen hinter sich. Doch die Männer verließen sie stets. Keiner wollte sie bisher heiraten.
Ist das, weil die Frage ihrer Familienzugehörigkeit unklar ist? Ob sie die Tochter ihres biologischen oder ihres sozialen Vaters ist? Bei Vergehen gegen Tradition und Brauch ist Sippenhaftung die Regel. Wird auch sie, wie ihre Schwester, von den AhnInnen bestraft, weil die Familie des biologischen Vaters Geld für sie akzeptiert hat, obwohl sie kein Recht dazu hatte?
Das Mischen von Dagara/Birifor- und Mossi-Regeln verkompliziert alles noch weiter.
Am Dorf, in traditionellem Kontext, ja sogar in der Stadt in einem relativ modernen, ist das UnterdieHaubeBringen der Töchter für eine Mutter für ihr eigenes und ihrer Kinder Glück wesentlich. Christiane macht sich Vorwürfe ohne Ende, weiß wieder einmal nicht aus noch ein.
Die beiden Töchter haben in den Jahren ihrer Schulzeit im Mossi-Dorf unter Spott und Hohn ihrer MitschülerInnen gelitten. Als Bastardinnen beschimpft, von den üblichen Mädchen-Freundschaften und auch vom üblichen Sozialleben im Dorf ausgeschlossen, sind sie zutiefst traumatisiert.
Doch mit dem “Fremd“gehen Christianes in ihren Ehen, im Sinn von ethnisch fremd – nach dem Dagara zunächst ein Birifor, dann gar ein Moaga –, hat das eigentlich nichts zu tun. Die Burkinabè sind sich auch einig, so unterschiedlich die Regeln und Bräuche und Vorschriften manchmal auch sein können, dass es im Land kaum[17] Spannungen zwischen den ungefähr sechzig Völkern gibt… Und kommt’s einmal zu Reibereien, so gibt’s ja noch immer die Scherzverwandten[18], die viel und öffentlich geschimpften “Versklavten“[19], die bei Bedarf zu Hilfeleistung und Mediation verpflichtet sind.
noch ein Foto vom allerersten Wikimedia-Workshop für Dagara, in Wa [20]
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Endnoten:
[1] Foto Dominic A. Kyilleh 16.11.2017, leicht zugeschnitten GL, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:%22Dug-mbera%22_A_Dagara_Potter.jpg.
[2] Petra Radeschnig gilt – wie stets – mein herzlicher Dank fürs Lektorieren!
[3] Wenn Familie Trumpf ist, Ouagadougou (Africa Libre) 9.8.2023, https://www.africalibre.net/artikel/521-wenn-familie-trumpf-ist bzw. Wien (Radio Afrika TV) 9.8.2023, https://radioafrika.net/wenn-familie-trumpf-ist/.
[4] Niemand in Burkina hat sich so lange gegen die französische Kolonisierung gewehrt wie die Lobi. Siehe dazu Günther Lanier, Die zwei Münder: Nus, der Macht die Gefolgschaft versagen, Ouagadougou (Africa Libre) 19.6.2024, https://africalibre.net/artikel/577-nus-oder-der-macht-die-gefolgschaft-versagen bzw. Wien (Radio Afrika) 19.6.2024, https://radioafrika.net/die-zwei-munder-nus-der-macht-die-gefolgschaft-versagen/.
[5] Siehe Ethnologue, Niger-Congo, https://www.ethnologue.com/subgroup/47/. Laut ebd. gibt es beim Dagaari drei Untergruppen: die ghanaischen “Dagaare, Southern“, die burkinischen “Dagaari Dioula“ (mit unter 30.000 SprecherInnen) und die uns hier interessierenden burkinischen “Dagara, Northern“ im Norder der Südwest-Region Burkina Fasos.
[6] Das Sprichwort erwähnt, wie üblich, nur Männer. Unter Frauen sind die Hierarchien etwas weniger stark ausgeprägt.
[7] Im Fall von familiären Problemen wirken z.B. die Söhne der Vaterschwestern als Mediatoren (yagenga).
[8] Es handelt sich um ein duales Clan-System, mit dem Patri-Clan (Yiilu” oder “Saabiir”) einer- und dem Matri-Clan (“Bεllu” oder “Ma-biir”) andererseits. Die ghanaischen Verhältnisse dürften auch für Burkina gelten: Siehe z.B. Dominic Alimbey Dery, Alexander Bedekuru Nmaninyin, Peter Paul Yelletuo, The Social Structure of the Dagara of the North Western Ghana, Through the Clan System and Clan Appellations, International Journal of Research and Innovation in Social Science (IJRISS) Bd.IV, Nr.III, März 2020, https://www.rsisinternational.org/journals/ijriss/Digital-Library/volume-4-issue-3/275-280.pdf.
[9] Dr Salif Titamba Lankoandé, Noms de famille (patronymes) au Burkina Faso, Ouagadougou, keine Angaben zu Verlag oder Erscheinungsjahr (jedenfalls nicht vor 2003), pp.22f.
[10] So konnte der Brautwerber einer jungen Dagara-Frau, die vor ein paar Jahren für mich gearbeitet hat, während sie sich für ihre Matura als Externe vorbereitete, den Brautpreis für sie bei ihrer Familie beträchtlich hinunter verhandeln – er war damals ein junger Volksschullehrer, der von seinem Ministerium in den Sahel, den terrorismusbedingt gefährlichsten Teil Burkinas, geschickt worden war.
[11] Foto Jan Broekhuijse 1979, leicht zugeschnitten GL, Kollektion Weltkulturen-Nationalmuseumsstiftung (Collectie Stichting Nationaal Museum van Wereldculturen), Inventarnummer 20010480, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:COLLECTIE_TROPENMUSEUM_Man_bovenop_het_dakterras_van_een_lemen_Dagari_huis_TMnr_20010480.jpg.
[12] Objekt einer Privatsammlung, das 2015 bei einer Ausstellung im Elsässischen Museum (Musée alsacien) zu sehen war. Die Ausstellung hieß “Passages. Rites initiatiques et funéraires“. Foto Ji-Elle 17.6.2015, schwarzer Hintergrund in weißen transformiert GL, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Dagara-Repr%C3%A9sentation_d%27anc%C3%AAtre_en_Y_invers%C3%A9.jpg.
[13] Diese Geschichte habe ich vor ganz kurzem erst erzählt bekommen. Sie ist wahr – ich habe sie aus verlässlichem Mund. Die Namen habe ich zwecks Anonymität geändert, nicht aber die Religionszugehörigkeit. “Christiane“ und “Richard“ weisen das Paar als ChristInnen aus.
[14] Auf Österreichisch heißt das “Schar“.
[15] Bei den Mossi ist der Brautpreis eher symbolischer Natur, auch wenn lange darum gefeilscht wird. Meist wird der Bräutigam zu allen möglichen Mitgliedern der Großfamilie geschickt, auch ganz entfernten Verwandten, um die Heiratserlaubnis einzuholen. Aber seine Zukünftige ist für ihn in der Regel durchaus leistbar.
[16] Wa liegt keine 20 km östlich der burkinischen Grenze. Foto Alhassan Mohammed Awal 24.4.2023, leicht zugeschnitten GL, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Dagaare_Wikimedia_Physical_Training_in_Wa.jpg.
Ehre, wem Ehre gebührt: Ohne Wikimedia wüsste ich oft – so auch heute wieder – nicht, wie ich meine Artikel bebildern könnte.
[17] Das stimmt leider in den letzten Jahren immer weniger, was die Peulh (auch: Fulbe) betrifft, denen pauschal vorgeworfen wird, TerroristInnen zu sein oder sie zu unterstützen. Siehe Günther Lanier, Unter Generalverdacht. Die Fremden in unserem Inneren, Ouagadougou (Africa Libre) 27.3.2019, https://www.africalibre.net/artikel/280-unter-generalverdacht-oder-die-fremden-in-unserem-inneren bzw. Wien (Radio Afrika TV) 27.3.2019. Oder siehe das gleichlautende Kapitel in Fritz Edlinger, Günther Lanier (Hg.), Krisenregion Sahel. Hintergründe, Analysen, Berichte, Wien (Promedia) 2022, pp.127-135.
[18] Auf Französisch “parents à plaisanterie“, z.B. Dagara, Birifor, Lobi auf der einen Seite und Gouin, Turka, Karabore, Sénoufo, Siamou, Toussian, Tiéfo auf der anderen. Laut dem oben zitierten Dr Lankoandé, a.a.O., p.25, sind auch Mossi und Dagara Scherzverwandte. Sonst gelten die Samo als Scherzverwandschaftsgegenüber der Mossi. Scherzverwandtschaft gibt es auch auf anderen Ebenen als der ethnischen.
[19] Haben sich Scherzverwandte als solche erkannt, so wird ihre Unterhaltung gespickt sein von wiederholten gegenseitigen Aufforderungen, sich endlich ihren HerrInnen gegenüber wie die Versklavten zu benehmen, die sie sind. Da das alles unter viel Gelächter passiert, ist das ritualisierte Element schnell zu durchschauen.
[20] Foto Alhassan Mohammed Awal 19.6.2023, oben ganz leicht zugeschnitten GL, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Dagaare_Community_Workshop_4.jpg.