Bei der Ausstellung der weltbesten Pressefotos in Wien 2018 war auf einem der Bilder eine Gruppe von Frauen abgebildet, die, in gelben Anzügen und Hauben, jeweils einen Plastikkanister umklammernd, im Wasser treiben, während sie ihr Gesicht aus dem Wasser recken. Da aus dem Bild nicht gleich ersichtlich wurde, was es genau darstellen soll, hat Autorin Kira van der Hagen Nachforschungen angestellt und bin auf ein spannendes Projekt in Afrika gestoßen.
Das Bild der Fotografin Anna Boyiazis, zeigt Mädchen im Teenageralter, die das erste Mal in ihrem Leben im Wasser treiben. Auf Sansibar, einer ostafrikanischen Inselgruppe, etwa 40 km vom Festland, ist der Islam die dominierende Religion, wenige BewohnerInnen sind dogmatisch. Obwohl sich der Alltag von einem Großteil der Bevölkerung ums Meer dreht und auch die Lebensgrundlage vieler bildet, können nur die wenigsten Frauen schwimmen. Die Zahl derer, die jährlich ertrinken, ist auf keinem Kontinent so hoch wie auf dem afrikanischen.
In Tansania ist weitflächig dennoch die gängige Meinung vertreten, dass Frauen nicht schwimmen lernen müssten. Entweder widerspricht die oft sehr freizügige Bademode den kulturellen und / oder religiösen Grundprinzipien, oder das Meer wird vielmehr als Ort des Lebensunterhaltes betrachtet und weniger als Ort des Vergnügens und der sportlichen oder seelischen Freizeitgestaltung. Um Frauen eigenständiger und selbstbewusster zu machen hat es sich die NGO „Panje Project“ zu ihrer Aufgabe gemacht, Mädchen aber auch Jungen unterschiedlicher Altersgruppen, Schwimmunterricht zu geben. Da die teilweise fast schon erwachsenen Frauen während des Unterrichts Schwimmanzüge tragen, wird das Projekt von der Bevölkerung größtenteils toleriert.
„Panje“ heißt auf Swahili so viel wie „großer Fisch“. Das Projekt wurde 2011 gegründet, um die schulische Entwicklung von Jugendlichen im Dorf Nungwi auf Sansibar zu unterstützen. Nungwi ist zu einem beliebten Reiseziel für viele Touristen geworden, was eine große Chance für die lokale Bevölkerung darstellt. Die Arbeit begann, nachdem festgestellt worden war, dass viele der Einheimischen bei der Suche nach Arbeitskräften für die nahe gelegenen Hotels und Restaurants übersehen wurden. Der Bedarf an Arbeitskräften in der Region ist zwar aufgrund des zunehmenden Tourismus gestiegen, doch viele Unternehmen haben aufgrund des niedrigen Bildungsniveaus der Bevölkerung Schwierigkeiten, Einheimische einzustellen. Viele sind schlecht ausgebildet und verfügen nicht über grundlegende Englischkenntnisse, was dazu führt, dass die meisten Hotels Fachpersonal vom tansanischen Festland oder aus benachbarten Ländern einstellen.
Deshalb versucht das Projekt möglichst viele mit ihrem Bildungsprogramm zu erreichen, um ihnen so ein besseres Leben in der Tourismusbranche bieten zu können. Zusätzlich zum Schwimmunterricht und Schwimmsicherheitstraining erhalten die Jungen und Mädchen Mathematik- und Englischunterricht, um so ihre Chance zu erhöhen, einen der begehrten Arbeitsplätze zu erhalten. Die besten SchülerInnen geben wiederum ihr Wissen an andere weiter, so dass sich der Kreis wieder schließt. Zudem erhalten die jungen Mädchen Burkinis, also Schwimmanzüge, die den ganzen Körper bedecken, um so nicht religiöse und kulturelle Vorgaben zu verletzen, wenn sie ins Wasser gehen.
Falls sich jemand dazu inspiriert fühlt, selbst mit anzupacken, kann er/sie das für etwa 105 Dollar die Woche als Freiwillige/r an diesem wunderschönen Ort machen und so auch einen kleinen Beitrag zur Verbesserung des Allgemeinwohls beisteuern.
Mehr Informationen zum Projekt finden sich hier: http://www.thepanjeproject.or.tz/