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R(u)wenzori. Gletscher am Äquator.

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Günther Lanier, Ouagadougou, 29.4.2020.

In meinem letztwöchigen Artikel[1] habe ich verschwiegen, dass der Malawi-See im Ostafrikanischen Grabenbruch[2] liegt. Folgen wir diesem nach Norden, so spaltet er sich kurz nach dem Malawi-See in einen westlichen und einen östlichen Arm. Letzterer führt bis nach Äthiopien und ans Rote Meer, an ihm sind der Ngorongoro[3], der Mt. Meru, die Vulkane des Kilimandscharo-Massivs[4], des Mt. Kenya-Massivs[5] und der Mt. Elgon[6] aufgefädelt. An großen Seen hat der östliche Arm nur den Turkana-See in Nord-Kenia zu bieten. Der Victoria-See liegt zwischen den beiden Armen des Ostafrikanischen Grabenbruchs.

Der westliche Arm hingegen ist seenreich. Von Süd nach Nord haben wir hier den Rukwa-See, den Tanganjika-See, den Kivu-See, den Eduard-See und schließlich den Albert-See, in dessen Norden der westliche Arm sein Ende findet. Zwischen Eduard- und Albert-See liegt das Ziel meines heutigen virtuellen und insbesondere fotografischen Ausflugs[7]: das R(u)wenzori-Gebirge.

 [8]

An der Grenze zwischen Kongo-Kinshasa und Uganda liegt hier der Mt. Margharita. Mit 5.109 Metern ist er Afrikas dritthöchster Berg (nach dem Kibo des Kilimandscharo-Gebirges/5.895m und dem Batian des Mt. Kenya-Massivs/5.199m).

130km lang und 40km breit ist das Rwenzori-Gebirge. Sein Name – heute Rwenzori, früher meist Ruwenzori – bedeutet Wasser-Macher (Hinweis: diese Erklärung kommt unten dann gleich noch einmal). Innerhalb von 75km steigt das Land hier um über 4.000 Meter an: Der Eduard-See im Süden liegt auf 912m Seehöhe, der Albert-See im Norden auf 619m Seehöhe.

 [9]

Berge verursachen Niederschläge. Der Name “Rwenzori“ bedeutet auf Rutooro “Wasser-“ oder “RegenmacherIn“. Rutooro ist die Sprache der Tooro[10], die östlich des Gebirges, also in Uganda leben.

Wahrscheinlich entspricht das Rwenzori-Gebirge den “Mondbergen“ der Antike. Der griechische Geograph (u.v.a.m.) Ptolemäus hatte sie im 2. Jahrhundert nach der Zeitenwende auf die Afrika-Karte gesetzt und ordnete ihnen die Nilquelle zu. Zwar ist unsicher, ob es sich tatsächlich um die Rwenzori-Berge handelte, einiges spricht allerdings dafür. Und einer der Nil-Zubringer entspringt auch tatsächlich hier.

 [11]

Die oben wiedergegebenen Berg-Fotos täuschen – angesichts der Häufigkeit von Regen, Wolken und Nebel bleiben die Rwenzori-Berge vor menschlichen Augen meist verborgen.

Diesbezüglich hatte auch der Österreicher Isaak Eduard Schnitzer, später als Emin Pascha[12] bekannt, in den 1880er Jahren Pech[13]. Obwohl er sich länger in der Gegend befand, “entdeckte“ nicht er die “Mondberge“ für die Satte Welt – das blieb dem unsympathischen Herrn Henry Morton Stanley[14] vorbehalten.

 [15]

Geradezu phantastisch mutet die Pflanzenwelt der Rwenzori-Berge an. Die hellgrün beblätterten Schopf“bäume“ im Vordergrund des Fotos oben tauchen auch im folgenden Bild auf. Auf 3.700m Seehöhe ist da im Hintergrund eine mit Flechten behangene, baumhohe Erica-Art zu sehen, im Vordergrund zudem Lobelien und Strohblumen.

 [16]

Hier noch einmal Lobelien, wie üppige Riesenausgaben[17] der Hauswurz. Erreichen sie die Reife, was unter den harschen klimatischen Bedingungen Jahrzehnte dauern kann, dann wächst senkrecht aus ihrer Mitte ein Phallus in die Höhe, der Blütenstand, der von Vögeln befruchtet wird.

 [18]

Der Rwenzori-Nationalpark ist mit Hütten und Wegen gut erschlossen. Eventuell ist die Sicherheit ein Problem. Das Verhältnis zwischen Kongo-Kinshasa und Uganda ist nicht immer spannungsfrei. Die Grenzgebiete werden immer wieder von Rebellengruppen unsicher gemacht.

 [19]

1994 wurde der Rwenzori-Berge-Nationalpark zum UNESCO-Weltnaturerbe. Auf kongolesischer Seite der Grenze war ihm der Virunga-Nationalpark deutlich voraus, er wurde schon 1979 in die Weltnaturerbe-Liste aufgenommen. Zusätzlich zum seit Längerem bestehenden Sicherheitsproblem[20] kam hier zuletzt ein Ebola-Ausbruch. Das hauptbetroffene Beni liegt nur wenig mehr als 50km westlich des Mt. Margharita.

 [21]

Angesichts des vielen Wassers und der hohen Luftfeuchtigkeit wenig überraschend sind die Rwenzori-Wälder reich an Moosen und Flechten. Hier drei surreal wirkende Fotos vom Neujahrstag 2008, alle auf dem Weg zwischen der Nyabitaba-Hütte auf 2.660 und der John Matte-Hütte auf 3.420 Meter Seehöhe.

 [22]

 [23]

 [24]

Dass es Schnee und Eis sind, die Ägypten (nach mehreren tausend Kilometern Nil) mit dem fürs Überleben notwendigen Wasser versorgen, soll schon Herodot etwa 450 vor der Zeitenwende gewusst haben.

 [25]

Denn ab einer gewissen Höhe ist es auch am Äquator aus mit Vegetation. Dann beginnt ernsthaftes Bergsteigen durch Fels und Eis.

 [26]

Auf dem folgenden Bild ist der Mt. Stanley zu sehen, links der Alexandra-Gipfel, in der Mitte (im Hintergrund) der Albert-Gipfel und rechts der höchste, der Margherita-Gipfel, dazu links vorne der Stanley-Plateau-Gletscher und rechts davon, zwischen Alexandra- und Margherita-Gipfel der Margherita-Gletscher.

 [27]

Und hiermit entlasse ich Sie in die den Menschen bekömmlicheren, tieferliegenden Gebiete und wende mich selbst wieder meinem geliebten Burkina zu.

Ach, wenn es hier nur Berge[28] hätte!

Endnoten:

[1] Siehe Günther Lanier, Maravi – Nyasaland – Malawi. Afrikas warmes Herz, Radio Afrika TV 23.4.2020, https://radioafrika.net/2020/04/23/maravi-nyasaland-malawi/.

[2] Im Süden geht es noch ein kleines Stück weiter, bis zur Sambesi-Mündung in den Indischen Ozean.

[3] Ein erloschener Vulkan am Rand der Serengeti. Siehe auch Günther Lanier, Menschenbedroht. Oder eigentlich wirtschaftsbedroht, Radio Afrika TV 3.4.2019, http://alexisnshimyimanan5.sg-host.com/2019/04/03/menschenbedroht/.

[4] Seit 1700 nur geringe vulkanische Aktivität.

[5] Wahrscheinlich erloschen.

[6] Ein erloschener Vulkan.

[7] Das dem Artikel vorangestellte Foto zeigt die Katharina-Fälle im Rwenzori-Nationalpark, Foto GarethBessant 31.5.2019, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Rwenzori_Mountains_National_Park_Cathy%E2%80%99s_Falls.jpg.

[8] Die höchsten Gipfel der Rwenzori-Berge, von links nach rechts: Zwillingsgipfel des Mt. Stanley (rechts Margherita 5.109 m), Mt. Baker, Mt. Speke und Mt. Gessi, Foto Saemmi 24.11.2014, leicht überarbeitet GL, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Rwenzori_cloudless.jpg.

[9] Blick auf die Rwenzori-Berge aus circa 4.000 Meter Höhe, Foto GarethBessant 31.5.2019, leicht zugeschnitten und überarbeitet GL, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Rwenzori_Mountains_National_Park.jpg.

[10] Friedensreich Hundertwasser hat in den 1960ern eine Zeit unter ihnen gelebt und mehrere Werke geschaffen, die “Tooro“ beinhalten. Zum Beispiel “One Toro in the Kingdom of the Mountains of the Moon“ aus 1967, siehe https://hundertwasser.com/malerei/664_one_toro_in_the_kingdom_of_the_mountains_of_the_moon_582, “Auf den roten Straßen der Mondberge”, ebenfalls aus 1967, auf https://hundertwasser.com/en/paintings/665_auf_den_roten_strassen_der_mondberge_583 sowie die Siebdruckserie “Kingdom of the Toro” auf http://www.artnet.de/k%C3%BCnstler/friedensreich-hundertwasser/kingdom-of-the-toro-whJKzg5Y-STsW60_az42Fg2 aus 1968.

[11] In circa 3.500 Meter Höhe, Foto GarethBessant 31.5.2019, leicht überarbeitet GL, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Rwenzori_Mountains_National_Park_camp.jpg.

[12] Nicht zu verwechseln mit Slatin Pascha, ebenfalls Österreicher, ebenfalls sudanesischer Provinzgouverneur, der ebenso wie der in der Folge en passant erwähnte Mahdi auftritt in Günther Lanier, Regenbogennationen im historischen Dar Fur und Sudan. Vergessen wir die Ethnien! Radio Afrika TV 14.2.2018, http://alexisnshimyimanan5.sg-host.com/2018/02/14/regenbogennationen-im-historischen-dar-fur-und-sudan/.

[13] Der zum Islam übergetretene, überaus rührige Schnitzer war seit 1978 Gouverneur der südsudanesischen Provinz Äquatoria im Süden des heutigen Südsudan, die in der Folge ins heutige Kongo-Kinshasa und die Zentralafrikanische Republik ausgeweitet wurde und von wo aus er mehrere Expeditionen ins heutige Uganda unternahm.

[14] Im Gefolge des Mahdi-Aufstandes war Äquatoria von Ägypten getrennt. Da in Europa geglaubt wurde, Emin Pascha befinde sich in Schwierigkeiten, wurde ebendieser Stanley ausgeschickt, ihn zu retten. Nachdem sich die beiden schließlich trafen, rettete allerdings Emin Pascha den kranken Herrn Stanley, indem er ihn sicher nach Deutsch-Ostafrika brachte.

[15] Dendrosenecio adnivalis, Foto Nick06 22.11.2008, ganz leicht überarbeitet GL, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:1172_ruwenzori.jpg.

[16] Pflanzenwelt im Bujuku-Tal des Rwenzori-Gebirges, in ungefähr 3700 Meter Höhe. Mitte hinten, mit Flechten behangen, eine baumhohe Erica-Art, vorne Schopf”bäume” mit hellgrünen Blättern (Dendrosenecio adnivalis) und Lobelien, und ganz vorne Strohblumen, Foto Manuel Werner vor dem 15.3.2006, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Ruwenpflanzen.jpg.

[17] Es handelt sich um Lobelia bequaertii, auch als Riesen-Lobelien bekannt.

[18] Lobelien im Ruwenzori Nationalpark in der Nähe der Guy Yeoman Hütte, Foto Albert Backer 5.1.2008, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Ruwenzori_Vegetation_7.jpg.

[19] Baumgroßes Heidekraut im Rwenzori-Nationalpark nahe der auf 3.420 Meter Seehöhe gelegenen John Matte-Hütte, Foto Albert Backer 1.1.2008, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Ruwenzori_Vegetation_3.jpg.

[20] Siehe z.B. Patient Ligodi, RDC: les attaques se multiplient à Halungupa et ses environs, dans la région de Beni, RFI 28.4.2020 um 23h59.

[21] Im Rwenzori-Nationalpark, Foto Jan Markiewicz 27.2.2009, zugeschnitten GL, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Rwenzori_National_Park-www.picasaweb.google.com-jasio151_-_panoramio.jpg.

[22] Im Rwenzori-Nationalpark zwischen Nyabitaba-Hütte und John Matte-Hütte, Foto Albert Backer 1.1.2008, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Ruwenzori_Moss_1.jpg.

[23] Ebd., Foto Albert Backer 1.1.2008, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Ruwenzori_Moss_2.jpg.

[24] Ebd., Foto Albert Backer 1.1.2008, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Ruwenzori_Moss_3.jpg.

[25] Mt. Speke vom Zentralen Rundwanderweg aus gesehen, zwischen Bujuku-Hütte und Scott Elliott-Pass, Foto Albert Backer 3.1.2008, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Mt.Speke2008.jpg.

[26] Der Margherita-Gipfel des Mt. Stanley vom Zentralen Rundwanderweg in Uganda aus gesehen, zwischen Bujuku-Hütte und Scott Elliott-Pass, Foto Albert Backer 3.1.2008, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:MargheritaPeak2008.jpg.

[27] Mt. Stanley mit drei Gipfeln und zwei Gletschern, Foto El.Sarmiento 29.2.2012, leicht überarbeitet GL, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:MtStanley.jpg.

[28] Schöne Landschaften haben wir in Burkina natürlich auch. Aber wie in Günther Lanier, Niansogoni. Burkinas Dorf in der Felswand, Radio Afrika TV 8.4.2020, https://radioafrika.net/2020/04/08/niansogoni/ unlängst erwähnt, ist der höchste Berg des Landes, der Ténakourou, ganze 749 Meter hoch.

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