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Leben in Wohlbefinden

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Foto: Gesundheit als Tradition und Frauensache, Tansania [1]

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Günther Lanier, Wien 17.8.2022[2]

* * *

Viel Jubel habe ich nicht vernommen.

Daweil könnte die Neuigkeit besser kaum sein: Innerhalb von zwanzig Jahren hat sich die “Gesundheitserwartung“ – die bei der Geburt durchschnittlich bevorstehenden gesunden Lebensjahre – in Afrika im Schnitt um fast ein Jahrzehnt erhöht. 2000 waren es 47,1 Jahre, die eineR in Afrika gesund zu leben erwarten durfte, 2019 waren es dann 56,1 Jahre.

Auch weltweit hat sich die Gesundheitserwartung in den ersten zwanzig Jahren des 21. Jahrhunderts verbessert, aber nur um 5 Jahre.

Warum hält sich die Begeisterung in so engen Grenzen? Lugen die AfrikanerInnen über den eigenen Tellerrand und sehen, dass es anderswo noch besser geht, auch wenn ihr Kontinent zuletzt aufgeholt hat?


Mangogenuss, Uganda [3]

Auch innerhalb Afrikas gibt es Unterschiede. Die Weltgesundheitsorganisation[4] weist – immer für 2019 – die nordafrikanischen Staaten als Spitzenreiter aus (durchschnittliche gesunde Lebenserwartung: 63 Jahre), die Länder Zentralafrikas mit etwas weniger als 55 Jahren als Nachzügler aus. In Schwarzafrika schneidet der Osten mit 58 Jahren am besten ab, der Westen kommt auf 56 Jahre, der Süden auf etwas mehr als 55 Jahre.


Gesundheitskontrolle, Nigeria [5]

Neuere Werte als die von 2019 gibt es meines Wissens nicht. Die Corona-Pandemie hat in der Zwischenzeit dem Aufwärtstrend sicher einen Dämpfer versetzt – auch wenn die direkten Auswirkungen (gemessen an der Zahl der Todesfälle) in vielen afrikanischen Ländern erfreulich gering geblieben sind (eine Ausnahme stellt insbesondere Südafrika dar), so waren die indirekten Auswirkungen gerade auch im Gesundheitsbereich trotzdem erheblich (z.B., weil während des Lockdowns Medikamente nicht oder nur schwer zugänglich waren, allgemeiner, weil das Einkommen weiter Bevölkerungsschichten litt).


Schutz vor Kinderlähmung, Nigeria [6]

Zwischen verschiedenen Ländern unterscheiden sich die Werte beträchtlich – die Gesundheitserwartung von Mädchen bei der Geburt weist z.B. eine Bandbreite von 46,4 bis 57,7 Jahren auf. In Ägypten können Frauen im Schnitt damit rechnen, 21 Jahre länger gesund zu leben als Frauen in Lesotho.

Die folgende Tabelle zeigt die Gesundheitserwartung bei Geburt und im Alter von 60 Jahren sowie die Lebenserwartung für die alphabetisch gereihten Staaten Afrikas, jeweils zuerst die Frauen und dann die Männer. Alle Werte sind für 2019[7].



Die Gründe für die beträchtlichen Unterschiede sind freilich vielfältig. In der oben zitierten Studie untersucht die Weltgesundheitsorganisation die Korrelation zwischen Basisgesundheitsversorgung und Gesundheitserwartung – die Verbesserung bei ersterer hat in beträchtlichem Ausmaß zur Steigerung bei zweiterer beigetragen.

Wenn Länder im südlichen Afrika überraschend niedrige Werte ausweisen, dann liegt das an den nach wie vor hohen HIV-Aids-Raten dort. Botsuana ist kürzlich – bei der 24. Internationalen AIDS-Konferenz, die von 29.7. bis 2.8.2022 in Montreal stattgefunden hat – mit einer Erfolgsmeldung an die Öffentlichkeit getreten: Nach der Schweiz und eSwatini wird es weltweit das dritte Land sein, welches das 95-95-95-UNO-Ziel erreicht bzw. übererfüllt: 95% der Bevölkerung kennen ihren HIV-Status, 98% der Betroffenen sind in Behandlung und 98% davon so effektiv, dass HIV nicht mehr nachweisbar ist.[8]


Kleinkind Nigeria [9]

Doch dieser Erfolg kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass Botsuana mit einer Rate von 20,8% (Frauen: 26,2%, also mehr als jede vierte) das von HIV-Aids viertmeistbetroffene Land ist – und zwar hinter eSwatini, Lesotho und Südafrika.

Hier zum Vergleich noch die Gesundheits- und Lebenserwartungswerte ausgewählter nicht-afrikanischer Länder – die beiden bevölkerungsreichsten, Japan, die Supermacht USA und die germanophonen Länder. Wenn ich mich nicht täusche, liegt Japan weltweit in Führung[10].

Eine 60-jährige Japanerin darf sich also im nationalen Schnitt noch 21,85 gesunde Lebensjahre erwarten, über sechs Jahre mehr als ein 60-jähriger US-amerikanischer Mann und mehr als neun Jahre mehr als eine 60-jährige Somalierin.

Bei der Geburt sind die Unterschiede ausgeprägter: Eine Schweizerin hat da eine Lebenserwartung von 85 Jahren, fast 73 davon gesund – in Kongo-Kinshasa z.B. sind es nur 65 Jahre, davon 55 gesund.

Interessant wäre auch ein Erforschen der Gründe für die Unterschiede zwischen Männern und Frauen – theoretisch sollten Frauen länger leben und länger gesund leben, da sie sich mehrheitlich weniger Risiko aussetzen als Männer. Doch das trifft zum einen in unterschiedlichem Ausmaß und zum anderen bei weitem nicht überall zu. In Marokko ist die Gesundheitserwartung bei der Geburt gleich, in Mauretanien und Kongo-Brazzaville ist die der Buben leicht höher als die der Mädchen.

Im Begrüßungszeremoniell der Mossi Burkina Fasos – und das trifft für viele andere sicher genauso zu – steht ein Wort im Mittelpunkt: “laafi“, das heißt nichts Anderes als “Gesundheit“. Vor allem anderen erkundigen wir uns nach dem Wohlbefinden unseres Gegenübers und natürlich auch seiner Nächsten.

In diesem Sinn: Möge uns die Große Göttin Gesundheit gewähren!


Gesundheit? Südafrika [11]

* * *

Endnoten:

[1] Foto Dominic Deusdedith 24.11.2015, leicht überarbeitet GL, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Health_and_wellness_African_tradition_treatment.jpg.

[2] Petra Radeschnig gilt – wie stets – mein herzlicher Dank fürs Lektorieren!

[3] Foto Shafiq Kayondo 18.6.2019, leicht überarbeitet GL, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:A_young_boy_devouring_a_fresh_organic_mango_in_during_the_midmorning_scotching_sun._Eating_fresh_organic_foods_in_villages_is_common_place,_which_explains_why,_despite_being_poor,_people_in_Uganda%27s_rural_areas_live_healthy_lives.jpg.

[4] Für Anglophone: World Health Organization, Regional Office for Africa, Brazzaville, Tracking Universal Health Coverage in the WHO African Region, 2022, Brazzaville 2022, insbes. p.22; herunterladbar auf https://www.afro.who.int/publications/tracking-universal-health-coverage-who-african-region-2022.
Für Frankophone: Organisation Mondiale de la Santé, Bureau Régional pour l’Afrique, Brazzaville, Suivi de la Couverture Sanitaire Universelle dans la Région Africaine de l’OMS, 2022, Brazzaville 2022, insbes. p.22, herunterladbar auf https://www.afro.who.int/fr/publications/suivi-de-la-couverture-sanitaire-universelle-dans-la-region-africaine-de-loms-2022.

[5] Foto Uniuyo Eyes 16.3.2021, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Health_checking.jpg.

[6] Foto Samicupid 24.3.2021, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:African_health_and_culture_by_samicupid.jpg.

[7] Quelle ist die Weltgesundheitsorganisation: Gesundheitserwartung bei Geburt und für 60-Jährige (“Healthy Life Expectancy (HALE)“): https://www.who.int/data/gho/data/indicators/indicator-details/GHO/gho-ghe-hale-healthy-life-expectancy-at-birth; Tabelle Lebenserwartung bei Geburt (“Life expectancy at birth“): https://www.who.int/data/gho/data/indicators/indicator-details/GHO/life-expectancy-at-birth-(years)

[8] Siehe Jacqui Thornton, Botswana’s HIV/AIDS success, in The Lancet, World Report Bd.400, Nr.10351, pp.480f, 13.8.2022, https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(22)01523-9/fulltext?dgcid=raven_jbs_etoc_email.

[9] Foto Africa photographer 29.3.2021, leicht überarbeitet GL, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:African_environment.jpg.

[10] Die Quellen sind dieselben wie für die große Tabelle oben.

[11] Foto Duke kgomotso 18.4.2020, leicht zugeschnitten GL, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Africa_smile.jpg.

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