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Es waren einmal vier Mauritiusfalken…

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Foto: im Kestrel Valley (Falkental) 2011 geborener Mauritiusfalke [1]

* * *

Günther Lanier, Wien 1. Jänner 202[2]

* * *

… und außer ihnen vieren gab’s keinen und keine mehr auf der ganzen weiten Welt. Denn diese eher kleinen Falken gibt es nur auf Mauritius, sie sind dort endemisch.

Das war 1974.

Quasi am Abgrund stehend, wurde schließlich gehandelt.


Nest in rosa [3]

Über die nächsten zwei Jahrzehnte wurde alles versucht, um die Mauritiusfalken vor dem Aussterben zu bewahren.

Von Natur aus leben diese bis zu 26 cm großen (oder im Vergleich zu anderen Falken eigentlich kleinen) Vögel im dichten subtropischen Wald. Mit diesem war die weniger als 2.000 km2 große Insel bis ins 18. Jahrhundert fast vollständig bedeckt. Doch im Laufe des 19. Jahrhunderts verschwand der Primärwald mehrheitlich und heute sind gerade noch 2% des ursprünglichen Waldbestands vorhanden[4].

Die Falken wussten sich anzupassen, überlebten und jagten auch in lichterem Wald und in offenem Grasland. Sie ernähren sich vor allem von Eidechsen (Taggeckos und Agamen), fallweise auch von kleinen Vögeln, Nagetieren und Insekten.


Ornament-Taggecko (Phelsuma ornata) im mauritischen Bras d’Eau-Nationalpark [5]

Zu schaffen gemacht hat den Mauritiusfalken zum einen der Verlust ihres natürlichen Habitats, der Wälder. Dazu kam in den 1950er und 1960er Jahren noch der Einsatz von Pestiziden – insbesondere wurden im Kampf gegen Malaria und in der Landwirtschaft DDT, Dieldrin und andere Organochlore eingesetzt. Über die Nahrung gelangten diese Gifte in die Körper der Vögel.

Mauritiusfalken sind während der Brutperiode monogam. Ihre Nester finden sich in Bäumen, ein Gelege besteht durchschnittlich aus vier bis fünf vor allem im November und Dezember gelegten Eiern. Die Brutzeit dauert vier bis fünf Wochen, die geschlüpften Jungvögel werden fünf Wochen lang betreut[6].


im Ebony Forest Reserve bei Chamarel 2022 [7]

Um die Fortpflanzung drehte sich das Rettungsprogramm, das in den 1970er Jahren einsetzte, nachdem der Bestand der “gepunkteten Falken“ (falco punctatus) als gefährdet deklariert worden war. Betreiber war die Nationalpark- und Umweltschutz-Sektion des mauritischen Landwirtschaftsministeriums, Unterstützung kam vom Wanderfalken-Fonds (Peregrine Fund), den Naturschutz-Treuhandgesellschaften (Wildlife Preservation Trusts[8]) und vom Mauritischen Naturschutzfonds (Mauritian Wildlife Fund)[9].


in guten Händen [10]

Das Rettungsprogramm hatte sozusagen einen wilden und einen zahmen Teil. Den Vögeln “draußen“ wurden zusätzliche Nahrung und Nistkästen zur Verfügung gestellt, zudem wurde versucht, sie vor Raubtieren zu schützen – dazu zählen insbesondere die (von SiedlerInnen eingeführten) Hauskatzen, Kleine Mungos, Langschwanzmakaken und Hausratten, die eine Gefahr für Eier, junge und auch erwachsene Vögel darstellen können[11]. Zur Anwendung kamen weitere Techniken wie das Einsammeln wild gelegter Eier (was zu weiterem Eierlegen anregt), Zweit- oder Mehrfachbrut, künstliche Befruchtung, Handaufzucht, Auswilderung von in Gefangenschaft ausgebrüteten und großgezogenen Vögeln, wobei die hacking-Methode zur Anwendung kommt, welche den Prozess des natürlichen Ausfliegens imitiert, wo die Eltern über die ersten Jagdversuche wachen und noch für die Ernährung ihrer Jungen zuständig sind. Beim fostering (wörtlich Pflege – wie in der Pflegefamilie) wird ein zunächst in Gefangenschaft aufgezogener Jungfalke draußen in ein Nest mit gleich großen Jungfalken gesetzt, damit er von deren Eltern mitaufgezogen wird[12].


im Ebony Forest Reserve bei Chamarel 2022 [13]

Das Rettungsprogramm war ein großer Erfolg. Nach zwanzig Jahren, also Mitte der 1990er Jahre, wurde der Bestand auf mindestens 350, vielleicht sogar 500 geschätzt. ExpertInnen gehen davon aus, dass 500 bis 600 dieser Falken auf Mauritius leben könnten und sollten.


doch auf wie lange ist der Bestand noch gesichert? [14]

Der Erfolg führte 1994 zur Einstellung des Programms.

Seit 2014 wird der Falco punctatus in der Roten Liste gefährdeter Arten der Internationalen Union zur Bewahrung der Natur jedoch wieder als “gefährdet“ eingestuft[15].

Heute wird die Zahl der Mauritiusfalken mit nur mehr 250 Individuen angenommen, darunter weniger als 170 Erwachsene.

* * *

Endnoten:

[1] Foto MauriceBer 19.11.2011, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Mauritius_Kestrel_born_in_Kestrel_Valley_Mauritius4.jpg.

[2] Petra Radeschnig gilt – wie stets – mein herzlicher Dank fürs Lektorieren!

[3] Foto MauriceBer 19.11.2011, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Mauritius_Kestrel_born_in_Kestrel_Valley_Mauritius3.jpg.

[4] Siehe die anschauliche obschon deprimierende Karte auf https://www.ebonyforest.com/about-us/conservation/.

[5] Foto S Molteno 2.1.2016, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Ornate_Day_Gecko_in_Bras_d%27Eau_NP_-_Phelsuma_ornata_(cropped).jpg.

[6] Animal Diversity Web, Falco punctatus. Mauritius kestrel, http://animaldiversity.org/accounts/Falco_punctatus/.

[7] Foto Charles J. Sharp 8.12.2022, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Mauritius_kestrel_(Falco_punctatus).jpg.

[8] Ein Bündnis von 46 britischen Naturschutzvereinen, die zusammen über 900.000 Mitglieder haben. Siehe https://www.wildlifetrusts.org/.

[9] Siehe Carl Jones, Willard Heck, Richard Lewis, Yousoof Mungroo, Glenn Slade, Tom Cade, The restoration of the Mauritius Kestrel Falco punctatus population, Ibis Nr.137 (Juni 2008), p.179, https://www.researchgate.net/publication/230140118_The_restoration_of_the_Mauritius_Kestrel_Falco_punctatus_population.

[10] Foto MauriceBer 19.11.2011, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Mauritius_Kestrel_born_in_Kestrel_Valley_Mauritius2.jpg.

[11] Auch eingeschleppte Pflanzen machen den Mauritiusfalken das Leben schwer, so der Baum der Reisenden (Ravenala madagascariensis), die Erdbeer-Guave (Psidium cattleianum), die Ligusterart Ligustrum robustum und die Lianenart aus der Familie der Malpighiengewächse Hiptage benghalensis, deren Vordringen ins Habitat der Falken ihre Jagdeffizienz beeinträchtigt oder ein Jagen unter dem Blätterdach der Bäume gänzlich verunmöglicht und zudem die Gecko-Dichte verringert hat. Siehe Birdlife International, Mauritius Kestrel. Falco punctatus, https://datazone.birdlife.org/species/factsheet/mauritius-kestrel-falco-punctatus/text.

[12] Für eine genauere Beschreibung der verschiedenen Rettungsmaßnahmen siehe den bereits erwähnten Artikel Carl Jones, Willard Heck, Richard Lewis, Yousoof Mungroo, Glenn Slade, Tom Cade, The restoration of the Mauritius Kestrel Falco punctatus population, Ibis Nr.137 (Juni 2008), pp.173-180, https://www.researchgate.net/publication/230140118_The_restoration_of_the_Mauritius_Kestrel_Falco_punctatus_population.

[13] Foto Charles J. Sharp 8.12.2022, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Mauritius_kestrel_(Falco_punctatus)_2.jpg.

[14] Foto MauriceBer 19.11.2011, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Mauritius_Kestrel_born_in_Kestrel_Valley_Mauritius5.jpg.

[15] Siehe Birdlife International, Mauritius Kestrel. Falco punctatus, https://datazone.birdlife.org/species/factsheet/mauritius-kestrel-falco-punctatus/details. Meist wird für die frühere “Weltnaturschutzunion“ der englische Name International Union for Conservation of Nature and Natural Resources (IUCN) verwendet.

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