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Empowerment von Frauen und Mädchen in Burkina Faso XVII

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Foto: A.F.D. Songmanegre sensibilisiert SchülerInnen zu Familienplanung, Exzision und anderer Gewalt gegen Mädchen und Frauen [1]

* * *

Günther Lanier, Ouagadougou 14.12.2022[2]

* * *

Seit unserer gemeinsamen Zeit in Burkina Faso betreiben Petra Radeschnig und ich mit Hilfe von Finanzierungen aus dem FreundInnen und Bekannten-Kreis Projekte, die Frauen und Mädchen in Burkina Faso zugutekommen. Jeweils im Dezember erstatten wir den SpenderInnen Bericht über unsere Aktivitäten im abgelaufenen Jahr und ersuchen um weitere Finanzierung für die Vorhaben des Folgejahres.

Hier unser diesjähriger Projektbericht/Spendenaufruf, den wir am 6. und 7. Dezember per EMail verschickt haben.

* * *

(‚Frauen in Burkina XVII’)

Spendenaufruf 6. Dezember 2022

&

Bericht von unseren Projekten

seit dem letzten Spendenaufruf im Dez. 2021

Im Namen der Begünstigten herzlichen Dank an alle SpenderInnen !

Selbstverteidigungskurs 28.2.2022 im Lycée Bamata[3]

***

Im Allgemeinen hat sich die Lage in Burkina Faso 2022 weiter verschlechtert. Mittlerweile wird die Hälfte des Landes von terroristischen Gruppen kontrolliert. Die Zahl der registrierten Binnenflüchtlinge liegt nahe 2 Millionen, fast 10% der Gesamtbevölkerung. Dass sie von daheim fortmussten, bedeutet auch, dass sie nicht anbauen und ernten können – essen müssen sie freilich trotzdem. Das Département Kongoussi, wo seit knapp 20 Jahren unsere Frauen-Empowerment- und Antiexzisionsaktivitäten stattfinden, war 2020 und abermals in den letzten Monaten 2022 von terroristischen Attacken betroffen. Mehrere Dörfer existieren nicht mehr, die EinwohnerInnen waren zur Flucht gezwungen. Unsere Partnerinnenorganisation muss sich anpassen und operiert real nur mehr in Kongoussi-Stadt, in den Dörfern nur mehr per Telefon.

***

In dieser schwieriger gewordenen Situation bitten wir Euch für unsere Aktivitäten 2023 um 26.611,35 Euro.

Ouagadougou und Wien, 6.12.2022

***

Seit unserem Spendenaufruf vor einem Jahr haben wir für unsere Frauenprojekte 30.087,73 Euro ausgegeben und wir haben von unseren SpenderInnen 23.522,90 Euro bekommen (Näheres siehe unten).

***

Unsere Anti-Exzisions-NGO A.F.D. Songmanegre hatte 2022 ihre Département-weiten Aktivitäten vorsichtig wieder aufgenommen, da es im Lauf des Jahres 2021 zu keinen terroristischen Angriffen gekommen war. Da sich das insbesondere in den letzten Monaten wieder geändert hat, werden sich ihre realen Aktivitäten auf den städtischen Bereich beschränken. Andere Vereinsmitglieder können vorerst nur mehr telefonisch unterstützt werden.

Im “Hexenhof“ geht es weiter wie bisher: allmonatlich Trockenfisch + die wichtigsten Medikamente, die beim regelmäßigen Arztbesuch verschrieben werden + bei Bedarf Brennholz, Dachreparaturen, usw.

Die NGO Partners wird ihre Bewusstseinsarbeit mit Mädchen in den Unterstufen von Gymnasien fortsetzen. Dabei geht es einerseits um sexuelle und reproduktive Gesundheit und dann um Selbstverteidigung. Der Bedarf ist enorm, die Begeisterung nicht minder.

***


Selbstverteidigungskurs 28.2.2022 im Lycée Bamata. Im Hintergrund Marina, die kursleitende Gendarmin

***

Kurze Bemerkung zur burkinischen Politik:

In Burkina hat es 2022 zwei Staatsstreiche gegeben. Am 24. Jänner und am 30. September. Das würde im Land kaum wer tragisch nehmen, hätten die Putschisten nur gehalten, was sie versprochen hatten: sich um die Sicherheit im Land zu kümmern. Diesbezüglich scheint seit Anfang Oktober mehr weiter zu gehen (die Lösung kann freilich keine rein-militärische und nicht einmal eine dominant militärische sein) – aber wir warten noch auf konkrete Resultate unter der neuen Junta & insbesondere darauf, dass Binnenflüchtlinge nach Hause zurückkehren können.

***

Rückblick auf 2022:

2022 hatte für A.F.D. Songmanegre gut begonnen. Nachdem die terroristischen Angriffe seit mehreren Monaten aufgehört hatten, schien sich im Département wieder so etwas wie Normalität breitzumachen. Doch nach der Regenzeit war es damit vorbei.


Das kleine Dorf Noh (auch: Nô) nach der terroristischen Attacke am 13. November mittags


Die meisten BewohnerInnen sind wahrscheinlich unterwegs nach Kongoussi-Stadt…[4]

In der Département- und Provinzhauptstadt Kongoussi leben mittlerweile sehr viel mehr Menschen als zuvor – nach offiziellen Angaben waren dort Ende September 24.186 Binnenflüchtlinge registriert. Die vermehrte Nachfrage bei gleichzeitig verringertem Angebot vor dem Hintergrund weltweit gestiegener Lebensmittelpreise bedeutet rundum erhebliche Einschränkungen. Der Solidarität mit den Flüchtlingen hat das bisher keinen Abbruch getan.

Die in unserem letztjährigen Spendenaufruf als “angedacht“ qualifizierte Zusammenarbeit von A.F.D. Songmanegre mit Médecins sans Frontières (MSF) ist mittlerweile alltägliche Praxis. Profundes lokales Knowhow aufseiten von A.F.D. und langjährige Erfahrungen sowie eine breite finanzielle Basis von MSF schaffen für die Kooperation eine ausgezeichnete Ausgangsbasis. Die Bedürfnisse der Flüchtlinge – nicht nur in Kongoussi – gehen aber weit über die dem Staat und auch großen NGOs zur Verfügung stehenden Mittel hinaus.


Stoffe für den 8. März 2022, dem Internationalen Frauentag

Im Cour de Solidarité (Solidaritätshof, der von uns seit 2003 begleitete “Hexenhof“) haben wir unsere gewohnten Aktivitäten fortgesetzt: regelmäßig Trockenfisch sowie medizinische Betreuung/Medikamente. Dazu gab es ein Geschenk an jede einzelne Bewohnerin im Vorlauf des 8. März, des Internationalen Frauentags – in Burkina ein wichtiger, auch offizieller Feiertag, zu dem alljährlich mit dem Segen des Frauenministeriums ein neu designter Stoff auf den Markt kommt. Wie schon im Jahr davor war die Freude über die Stoffe groß – 3 “pagnes“ (das Stoffmaß hier) hat jede bekommen, genug, um sich ein Festtagsgewand schneidern zu lassen.

Auf expliziten Wunsch gab es schon im Jänner zwei große Mörser plus Stößel sowie Spateln, die für die Zubereitung der nationalen Leibspeise tô (eine Art Polenta) nötigen Riesenkochlöffel.

In der Regenzeit erwiesen sich dann die Wellblechdächer der Unterkünfte als undicht. Bei der Reparatur bemühte sich der von uns beauftragte Baumeister, selbst ein alter Freund des Solidaritätshofes, das Problem auf eine möglichst dauerhafte Art zu lösen.


Die Vertreterinnen der Begünstigten leider im Schatten…

Die NGO Partners hat 2022 wieder Bewusstseinsarbeit bei Mädchen in den Unterstufen von Gymnasien geleistet – nach sechs Jahren Volksschule sind die Schülerinnen dort 12 Jahre alt oder älter. In den Kursen ging es einerseits um Aufklärung i.w.S. und zum anderen um Selbstverteidigung. Diese Kurse hatten sich schon 2021 als sehr attraktiv erwiesen – und auch heuer waren Nachfrage und Begeisterung wieder groß. Zum Zug gekommen sind die Schulen Bambata, Vénégré, Kalgondin und die Mädchenfachschule CETF (Collège d’enseignement technique féminin).

Nach den großen Ferien haben wir an weiteren Gymnasien Ouagadougous einen kleineren zweiten Durchgang solcher Aufklärungs- und Selbstverteidigungsausbildungen angeboten – eine Freundin hier in Burkina hatte uns den Zugang zu Fördergeldern des Landes Vorarlberg eröffnet (AntragstellerInnen müssen in Vorarlberg gemeldet sein). Das Ländle unterstützt kleine Projekte, verdoppelt die investierten Gelder bis zu einer Summe von 2.500 Euro. Das ließen wir natürlich nicht unversucht und so gab und gibt es in den Vénégré- und Kalgondin-Gymnasien sowie in der Berufs- und Mode-Schule LPMMV (Lycée Professionnel des Métiers et de la Mode Vestimentaire) von Oktober noch bis Jahresende Kurse zum Empowerment von Unterstufenschülerinnen.

 
Lycée Mixte Gounghin am 13. April 2022

Vorhaben 2023:

1. A.F.D. Songmanegre, NGO gegen Exzision, gegen andere Gewalt an Frauen und Mädchen, gegen Diskriminierung von Frauen und Mädchen und für ihre Autonomisierung (Empowerment):

Was die zwei Vor-Ort-BetreuerInnen (Gehälter+Benzin+Telefoneinheiten), den Mietzuschuss und die Radio-Sendungen betrifft, haben wir für 2023 dieselben Beträge veranschlagt wie für 2021.

Dazu kommen noch 2 Millionen Francs CFA (ca. 3.050 Euro) für Sensibilisierungen von Flüchtlings­frauen und vor allem Flüchtlingsmädchen sowie allerschlichteste Hilfsleistungen in Kongoussi-Stadt. Die Flucht beendet oft den Schulbesuch von Mädchen. Um zum Familieneinkommen beizutragen, servieren sie oft in einfachen Restaurants oder Bars. Für die Männerkontakte, denen sie dort ausgesetzt sind, sollen sie möglichst gut gerüstet sein.

2. “Hexenhof“ (Cour de Solidarité/Solidaritätshof):

Wir wollen weitermachen wie seit vielen Jahren: Protein via Trockenfisch; die wichtigsten Medikamente in der Apotheke ums Eck, zugänglich qua Verschreibung durch Herrn Ilboudo, der in der Nähe eine Klinik leitet und der sich um die regelmäßige medizinische Betreuung kümmert und im Bedarfsfall angerufen wird.

Die Zahl der Bewohnerinnen des Solidaritätshofes ist relativ stabil, um die 60 sind es in letzter Zeit. Neuzugänge einerseits und Todesfälle sowie Rückführungen andererseits halten sich mehr oder weniger die Waage. Rückführungen (das Übersiedeln zu aufnahmebereiten Familienmitgliedern), die in den Jahren davor zu einer deutlichen Abnahme der Bewohnerinnenzahl geführt hatten, sind selten geworden – der Kommission Gerechtigkeit und Frieden der katholischen Kirche und dem burkinischen Menschenrechtsministerium, die beiden Institutionen, die diese betrieben hatten, mangelt es an Finanzen. Vereinzelt finden sie weiter statt – zuletzt eine im Oktober.

Für allfällig Weiteres, z.B. Brennholz fürs Kochen und im “Winter“ fürs Wasserwärmen, Reparatur der Wellblechdächer in der Regenzeit oder Entleeren der Senkgruben, sind wir anrufbar oder – bei Günthers allmonatlichen Besuchen vor Ort – direkt ansprechbar.

3. NGO Partners, NGO zum Empowerment von Frauen und Kindern und der Durchsetzung ihrer Rechte (Günther ist Kassier dieser NGO):

Wir wollen auch 2023 die Sensibilisierungsmaßnahmen in sexueller und reproduktiver Gesundheit und die Selbstverteidigungsausbildungen an den Unterstufen von Gymnasien in Ouagadougou durchführen. Angesichts des großen Bedarfs und der begeisterten Nachfrage sowie in der Hoffnung, abermals von der Vorarlberger Landesregierung mit 2.500 Euro unterstützt zu werden, haben wir dafür knapp 18.300 Euro veranschlagt.


Bei einem Besuch des Club International des Femmes de Ouagadougou im Solidaritätshof am 29.11.2022. Foto CLIF.

Für weitere Informationen stehen wir jederzeit und gerne zur Verfügung.

Lust auf Hintergrundinformationen, auf mehr zur Exzision, zur A.F.D., zu Hexenanschuldigungen und -vertreibungen, zu Kinderheirat und Polygynie und zu Burkina allgemein? Günther hat im Oktober 2017 ein Buch publiziert, dessen zweiter Teil sich den burkinischen Frauen und ganz besonders der Gewalt gegen sie widmet: Günther Lanier, Land der Integren. Burkina Fasos Geschichte, Politik und seine ewig fremden Frauen, Linz (guernica Verlag) 2017, 551 Seiten, 19,50 €. Zu bestellen beim Verlag unter [email protected].

Liebe SpenderInnen, liebe alle!

Hier die Abrechnung für die seit dem letzten Spendenaufruf im Dezember 2021 erfolgten Ausgaben und Einnahmen (Danke allen SpenderInnen! Es gibt auch DauerspenderInnen mit fixen monatlichen Beiträgen) sowie ein Überblick über die geplanten Ausgaben für 2023.

Kurzzusammenfassung Finanzen:

Ausgaben   4.12.2021 – 6.12.2022:          30.087,73 Euro
Spenden     4.12.2021 – 6.12.2022:          23.522,90 Euro
Jahressaldo:                         ein Minus von 6.564,83 Euro

Letzten Dezember wiesen wir ein Plus von 10.351,81 Euro aus, das ist jetzt auf 3.786,98 Euro geschrumpft. Dass wir überhaupt einen Überschuss ausweisen, liegt daran, dass kürzlich der substantielle Beitrag unserer langjährigen institutionellen Spenderin für das Jahr 2023 eingetroffen ist.

Da wir über Reserven von 3.786,98 Euro verfügen, beträgt unser für 2023 absehbarer Spendenbedarf 26.611,35 Euro. Daher:

***

Spendenaufruf

Wir hoffen, dass Ihr unsere Projektarbeit – erstmals oder weiterhin – unterstützenswert findet. Und da wir “unsere“ burkinischen Frauen gerade in diesen schwierigen Zeiten weiterhin begleiten wollen, das heißt auch im kommenden Jahr den Frauen des Cour de Solidarité das Leben erleichtern, Mädchen und Frauen im Département Kongoussi trotz der angespannten Sicherheitssituation soweit wie möglich weiter unterstützen und in der burkinischen
Hauptstadt Schülerinnen empowern und gegen Gewalt wappnen wollen,
bitten wir Euch abermals um Eure Spenden.

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Bitte auch an Leute weiterleiten, die unser Projekt vielleicht unterstützen könnten.

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Danke im Voraus und liebe Grüße.

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Petra (Radeschnig – [email protected]) und Günther (Lanier – [email protected])

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Spenden bitte auf das Wiener Bawag-Konto (IBAN: AT66 1400 0019 1002 8983), SWIFT-BIC: BAWAATWW) lautend auf: Mag. Petra Radeschnig – Stichwort ‘Frauen in Burkina’.

***


28.2.2022 im Lycée Bamata: Nach getaner Selbstverteidigung ist gut strecken…

* * *

Endnoten:

[1] Im Gymnasium von Goupana, auf halbem Weg zwischen Ouagadougou und Kongoussi, 29. Oktober 2021. Foto A.F.D.

[2] Petra Radeschnig gilt – wie stets – mein herzlicher Dank fürs Lektorieren!

[3] Wenn nicht anders angegeben: Foto GL.

[4] Die Fotos wurden mir von Claire Gyébré, der Präsidentin von A.F.D. Songmanegre, zur Verfügung gestellt.

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