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Ein Nelson Mandela-Denkmal für Wien

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Nelson Mandela – eine Ikone, dessen Namen viele schon einmal gehört haben. Ein Name, der für Werte steht: Menschenrechte, Würde, Gerechtigkeit, Freiheit. Nun soll auch Wien ein Nelson Mandela-Denkmal bekommen. Wie dieses aussehen soll, wird noch diskutiert. Um die beste Umsetzungsform zu finden, nahm Dr. Walter Sauer die Besucher*innen seines Vortrags auf eine Reise in die politische und geschichtliche Vergangenheit Südafrikas mit.

Südafrika: Ein Tierparadies ohne Menschen, Politik und Geschichte?

In den 1990er-Jahren habe es viele Reisevorträge über Südafrika gegeben, im Zuge derer die Schönheit der Natur ins Unermessliche gelobt wurde. „Ich habe diese Reisevorträge gehasst und dagegen protestiert“ äußerte sich Dr. Sauer dazu. Die Vortragenden seien nie auf die Ideen gekommen, auch nur darüber nachzudenken, dass auch Menschen in dem Land leben; zudem hätten sie gekonnt die politische Lage vor Ort ignoriert. Und das zu einer Zeit, zu der das Apartheid-Regime nach wie vor präsent war (offiziell bis 1994).

Leider ist dies kein Einzelfall: bis heute wird sich – wenn überhaupt etwas über den afrikanischen Kontinent berichtet wird – entweder auf das altbekannte „KKK“ (Krise, Krieg, Konflikt) gestützt, oder aber, um den Tourismus zu stützen und Teile des Kontinents wiederum für den Kapitalismus zu vermarkten, ohne Ende romantisiert. Eine Dialektik, die nicht nur unzureichend ist, sondern auch das Nord-Süd-Machtgefälle nach wie vor begünstigt.

Zurück zur relativ rezenten Geschichte Südafrikas: wie Dr. Sauer in seinem Vortrag erläuterte, ist drei Jahre nach Ende des Nationalsozialismus in Zentraleuropa eine „Schwesterpartei“ in Südafrika an die Macht gekommen – und niemand hat dagegen protestiert. Stattdessen wurde wie bereits erwähnt auf die Schönheit der Landschaft eingegangen, ohne auch nur ein Wort über die problematischen politischen Verhältnisse zu verlieren. Der Safari-Tourismus, der seinen Ursprung laut Dr. Sauer in den Jagden der Kolonialherren im südlichen und östlichen Afrika hat, wurde angekurbelt, während die vor Ort lebenden Menschen dem Apartheid-System unterworfen waren.

Nelson Mandelas Werte auch für Wien

Der erste Name, der wohl dem Großteil der Menschheit einfällt, wenn es um die Bekämpfung eben dieses politischen Systems geht, ist Nelson Mandela. Der Friedensnobelpreisträger gilt bis heute als einer der herausragendsten Vertreter im Kampf für Freiheit, soziale Gerechtigkeit und eine von Rassismus befreite Gesellschaft. Zum jährlichen Gedenktag an den ehemaligen südafrikanischen Präsidenten (18. Juli) wurde dazu aufgerufen, Verantwortung für Mitmenschen und die Gesellschaft zu übernehmen. Um sich mit den mit Mandelas Lebenswerk assoziierten Werten zu solidarisieren, soll nun auch ein Nelson Mandela-Denkmal in Wien erschaffen werden.

Die genaue Gestaltung ist noch offen: vielleicht wird es in einer anderen Form realisiert, als eine weitere Statue eines steinernen Mannes aufzustellen. Dr. Sauer stellte in seinem „politischen Reisebericht über Südafrika“ zur Inspiration einige Denkmäler vor, die er in Südafrika besucht hatte, erklärte deren Kontext sowie Umsetzung und ersuchte die Besucher*innen des Vortrags, gemeinsam darüber zu brainstormen, wie ein gelungenes Denkmal hier in Wien aussehen könnte.

Letzten Sonntag wurde bereits ein provisorisches Nelson Mandela-Denkmal in Wien eröffnet. Es soll Passant*innen an Mandelas Einsatz gegen Rassismus und für soziale Gerechtigkeit und Menschenrechte erinnern, bis im Rahmen der endgültigen Platzgestaltung ein permanentes Denkmal errichtet ist – so zumindest die Forderung des Dokumentations- und Kooperationszentrums Südliches Afrika (SADOCC). “Ein Denkmal für Mandela soll uns auch daran erinnern, dass die Werte, für die er sich eingesetzt hat, in vielen Teilen der Welt gefährdet sind – auch in Europa”, so der frühere EU-Kommissar und Präsident des Forum Alpbach Franz Fischler.

Beispiele für geschichtsträchtige Denkmäler in Südafrika

Hier ein kurzer Auszug der in Sauers Präsentation vorgestellten Denkmäler:

Constitution Hill: Johannesburgs einstiges politisches Gefängnis. Die Angeklagten verbrachten ihre Zeit vor der Verurteilung in diesem britischen Kolonialgefängnis. Es wurde gefoltert und gemordet. Diese Taten wurden auch dokumentiert, was heute zur Reflexion über politische Verfolgung genutzt wird. Heute ist dort der Verfassungsgerichtshof untergebracht.

Blood River Schlachtfeld: Die Schlacht 1838 in KwaZulu-Natal wird heute durch ein zweiteiliges Denkmal vor Ort repräsentiert. Auf einer Seite des Flusses stehen die Ochsenwagen der Buren – hier nimmt der*die Tourist*in quasi die Rolle der Buren ein – und auf dem anderen Ufer des Ncome-Flusses (früher auch „Blutfluss“), wurde ein Denkmal der einstigen Gegenseite errichtet. Die message von Letzterem sei: „Wir sind auch hier, wir sind nicht nur Opfer, die über ihre Geschichte schweigen“.

Voortrekker Monument: ein Ort der Erinnerung an eine paramilitärische Bewegung, die von der NSDAP unterstützt wurde und unter dem Vorwand einer „Kulturmission“ den Nationalsozialismus in Südafrika einführen sollte. Um es mit Dr. Sauers Worten zu sagen: „Es ist ein Tempel mit Symbolen, eines problematischer als das andere“. Das Denkmal ist privat und gehört einem Verein mit einer ebenfalls problematischen Geschichte. Da es auf Grund dessen auch kaum entfernt werden kann, wurde eine andere Lösung gefunden: es wurde ein Gegendenkmal erbaut.

Freedom Park: das Gegendenkmal zum oben erwähnten Voortrekker Monument. Das Denkmal sei allen Opfern politischer Gewalt in Südafrika gewidmet. Dies schließt somit nicht nur die Opfer der Voortrekker mit ein, sondern beispielsweise auch die Opfer des Polizeimassakers in Sharpeville 1960. Überlebende dieses Massakers hätten allerdings auch eigene Ideen zur Umsetzung eines Denkmals gehabt, so die Kritik einiger Bewohner*innen Pretorias.

Denkmal bezüglich des Protestmarschs der Frauen: im Jahr 1956 protestierten 70 000 weiße, Schwarze und POC-Frauen gemeinsam. Zu Apartheid-Zeiten ein wahrlicher menschlicher Erfolg. Zudem wurde eine Protestschrift an den Premierminister vorgelegt. Um an diese Taten zu erinnern, gibt es heute zwei Denkmäler. Eines davon besteht aus einem Mahlstein, mit dem die Frauen auf dem Land den Mais mahlen. Dieser ist als als Sinnbild für den Widerstand gedacht, der Hindernisse irgendwann zerreibt. Zudem ist auf jede der zum Denkmal führenden Stufen eine Forderung aus der Protestschrift projiziert. Das andere Denkmal stellt vier Anführerinnen des Protests in Form von Statuen dar.

Denkmäler als Menschenrechtsbildung

Der Kulturtourismus in Südafrika hat somit auch die Menschenrechtsbildung als Anliegen. Zudem soll eine alternative Geschichtsinterpretation in Erwägung gezogen und Gedenkkultur durch verschiedene Inhalte, Symbole und Formen umgesetzt werden. Von Seiten der Schwarzen Bevölkerung im südlichen Afrika käme allerdings auch die Kritik, dass Denkmäler an sich ein westliches Konzept seien.

Vielleicht könnte hier im Westen eine gelungene Umsetzung eines zeitgerechten Nelson Mandela-Denkmals jedoch erfolgreich zur publiken Menschenrechtsbildung beitragen.

Sie haben Ideen dazu, wie ein Nelson-Mandela-Denkmal in Wien aussehen könnte? Senden Sie Ihre Ideen an SADOCC.

Foto: © SADOCC | Birgit Reiter

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