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Die Unabhängigkeit der Kunst. Oder: Wer braucht schon ein Thema?

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Foto: Koranschüler in Bobo-Dioulasso, der zweitgrößten Stadt Burkina Fasos[1]

* * *

Günther Lanier, Ouagadougou 3.11.2021[2]

Wenn Sie meine Artikel vollständig lesen wollen, begeben Sie sich bitte auf https://www.africalibre.net/lang/deutsch/startseite.php. Dort stehen meine allwöchentlichen Artikel in umgekehrt chronologischer Reihenfolge (der rezenteste zuvorderst), alle vollständig mit ihren Bildern. GL

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Wenn Sie Harouna Maranés Fotos sehen wollen, haben Sie zwei Wochen Zeit – bis 17. November sind sie noch am Sitz der ANAPAP in Paspanga am nordöstlichen Rand des Zentrums von Ouagadougou zu sehen. Die Fotos von den Fotos, die ich bei der gestrigen Vernissage gemacht habe, geben sie nicht richtig wieder – das nackte Auge kann Spiegelungen aus dem Bewusstsein verbannen, eine Kameralinse kann das nicht. Ich habe aus schrägen Winkeln fotografieren müssen, um die Spiegelungen der Neonröhren auf dem Glas vor den Fotos zu vermeiden.

Das Foto im Vordergrund zeigt einen der Busse von Hamidou T., einem 2002 wegen des Bürgerkrieges aus der Côte d’Ivoire repatriierten Burkinabè, der in seiner ursprünglichen “Heimat“ niemand mehr hatte und in einer Moschee von Bobo-Dioulasso für die Anfangszeit die nötige Unterstützung erfuhr, um sich aus dem Nichts eine neue Existenz aufzubauen[3]. In dem Foto spiegeln sich neben zwei BesucherInnen die meisten anderen Ausstellungsstücke und in manchen dieser anderen Fotos spiegeln sich teils Neonröhren, teils von außen hereindringendes Tageslicht.


Die Schüler Scheik Djafa Héma Ouattaras in Samandéni beim Reisdreschen[4]

Religionen und wie sie MigrantInnen bei der Integration helfen können, so war das Harouna Marané im Rahmen eines Forschungsprojektes von INSS und IRD vorgegebene Thema. Er begab sich auf Reisen, suchte zudem im eigenen Archiv und bietet uns seit gestern am Sitz der ANAPAP[5] wieder einmal[6] – und diesmal überaus bunte – wunderbare Fotos.

Das Thema gibt ja eigentlich nichts her. Warum sollen Leute oder Vereine, die sich zu einer Religion bekennen, schließlich nicht so wie alle anderen auch MigrantInnen bei der Integration helfen – oder eben nicht[7]. Ob die an diesem Projekt beteiligten WissenschaftlerInnen sich über großartige Erkenntnisgewinne freuen werden können? Die einleitenden Worte des Herrn Professor Ludovic Kibora lassen eher nicht darauf schließen, aber wer weiß.

Was Harouna Maranés Fotos betrifft, so komme ich zu dem Schluss, dass ein Thema so gut wie jedes andere ist. Er braucht nur einen Vorwand, um auf den Auslöser zu drücken.

Oder nicht einmal das. Denn er fotografiert unentwegt, auch ohne “Auftrag“.

Was Harouna Marané braucht, ist ein Vorwand – und ein passender Raum –, um uns eine Auswahl der Bilder zu zeigen, die er mit seinem magischen Fotoapparat eingefangen hat.


Die Einladung zur Vernissage verspricht eine “wissenschaftliche Ausstellung“ namens “Glaube in Bewegung“

* * *

Endnoten:

[1] Foto (gilt auch für alle folgenden mit Ausnahme der Einladung zur Ausstellung) GL 2.11.2021.

[2] Petra Radeschnig gilt – wie stets – mein herzlicher Dank fürs Lektorieren!

[3] Er ist heute Besitzer des Transportunternehmens “Décalé Chinois Transport“ sowie Generalsekretär des Vereins der aus der Côte d’Ivoire repatriierten Burkinabè der Provinz Houet.

[4] Scheik Djafa Héma Ouattara ist am 15. Oktober 2021 im Alter von 77 Jahren verstorben und wurde am 24. Oktober in seinem Geburtsort Nangolofaso in der Provinz Léraba begraben. Für den Begründer des “Comité culturel de la génération des trois testaments (CCGT)“, also des “Kulturellen Ausschusses der 3 Testamente“, der seit 1970 in Bobo-Dioulasso predigte, gab es keine Grenzen zwischen den Religionen – er zitierte Tora, Bibel, Koran. Wichtig war ihm neben dem Wort auch das Praktizieren von Religion. Siehe https://www.sidwaya.info/blog/2021/10/17/deces-de-djafar-hema-ouattara-lhomme-de-dieu-sera-inhume-le-24-octobre-dans-son-village-natal/.

[5] ANAPAP = Association Nationale des Artistes Professionnels des Arts Plastiques, also Nationaler Verein der professionellen KünstlerInnen der Bildenden Künste.

[6] Über Harouna Maranés Fotos habe ich zwei Artikel publiziert: “Den Blick brechen. Fotografieren gegen Vorurteile“, Radio Afrika TV 12.6.2018 (Kap.33 in meinem 2019 im guernica-Verlag erschienenen Buch “Afrika. Exkursionen an den Rändern des Weltsystems“) sowie “Das Leben hinter den Masken. Harouna Marané in Ouagadougou, als es noch Angst vor ‘der Krankheit’ gab“, Radio Afrika TV 2.12.2020. In den beiden Fällen waren die Fotos schwarz-weiß. Bei Interesse kann ich die Artikel gerne zuschicken.

[7] Der an die Ausstellungseröffnung unmittelbar anschließende Dokumentarfilm von Gideon Vink und Seidou Samba Touré “Le ciel t’aidera“ (Der Himmel wird Dir helfen) hat die Banalität der Themenstellung eindrücklich bewiesen.

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