Radio Afrika TV

Der Sahel und seine Wirtschaft – Teil 2

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on whatsapp
Share on email
Share on print
  • Home
  • Der Sahel und seine Wirtschaft – Teil 2

Foto: Pause vom artisanalen Goldabbau, Ost-Senegal [1]

* * *

Günther Lanier, Ouagadougou 27.7.2022[2]

* * *

Hier der angekündigte 2. Teil des Ökonomie-Kapitels unseres Anfang Mai erschienenen Sahel-Buches[3], geringfügig überarbeitet. Den 1. Teil habe ich letzte Woche ebenhier veröffentlicht[4]. Die ersten beiden Absätze überschneiden sich mit dem Teil 1.

* * *

Der Sahel und seine Wirtschaft (Teil 2 von 2)

Günther Lanier

Bei aller Höherentwicklung, bei allem unentwegten Fortschritt wurde die kapitalistische Erschließung des Globus nie vollendet[5]. Trotz seiner Ubiquität und seiner Dominanz braucht “der Markt“ ein “Draußen“, profitiert er von einem Bereich, der nicht seinen Gesetzen unterliegt. Das betrifft insbesondere – nicht nur im Sahel, sondern auch in Wien oder New York – große Teile des Bereichs der Reproduktion. Diese wird nicht oder zumindest nicht direkt vom Kapitalismus organisiert, sie findet vielmehr überwiegend im Privatbereich statt, in der Familie, in einem intimen Bereich, für den auch heute noch meist die Frauen die Verantwortung tragen. An der Peripherie der Welt kommt zum reproduktiven Sektor auch noch die Subsistenzwirtschaft dazu. Dass die kapitalistische Marktwirtschaft diese Bereiche nicht “erobert“ hat, wirkt sich für sie insofern vorteilhaft aus, als die Betriebs- oder Unterhaltskosten der reproduktiven und subsistenzwirtschaftlichen Sektoren nicht ihr obliegen. Hat der Markt Bedarf an Arbeitskraft, so kann er auf die hier geparkten Reserven jedoch zugreifen. Deren Funktion ähnelt also jener der industriellen Reservearmee der Satten Welt. Der “formelle“ Sektor benutzt die überwiegend von den Frauen produzierten und instandgehaltenen (reproduzierten) Arbeitskräfte, zahlt sie aber weder fürs Kochen noch fürs Aufziehen der Kinder noch fürs Pflegen der Alten und Kranken. Es ist eine fortwährende – in der Peripherie noch deutlich ausgeprägtere – ursprüngliche Akkumulation[6], die der Kapitalismus hier veranstaltet. Dabei dient Subsistenzwirtschaft nicht nur als Arbeitskraftreserve, sie drückt auch Löhne: Wenn sie nebenbei ausgeübt wird, brauchen Teil-SelbstversorgerInnen zum Abdecken des Restes ihrer Bedürfnisse nur mehr Geringstlöhne (unter dem Existenzminimum). Und sie fängt die “Konjunkturschwankungen“ ab, da braucht es kein Arbeitslosengeld, keine Sozialhilfe oder soziale Sicherung, die gerade nicht benötigten Arbeitskräfte können ja auf den Feldern bei ihnen daheim am Dorf für ihr eigenes Überleben sorgen.

Somit haben die “Außenbereiche“ Reproduktion und Subsistenzwirtschaft zwar nicht teil am kapitalistischen Wirtschaften, sie leisten aber wertvolle Beiträge und dumm wäre eine Weltsystem, das sich bemühen würde, sie auszumerzen. Mit anderen Worten handelt es sich bei diesen “Fremdkörpern“ nicht um prä-, sondern um para-kapitalistische Phänomene.

Formelle und informelle Arbeit/formeller und informeller Sektor

Die traditionelle Nationalökonomie scheint wenig geeignet, die realen Gegebenheiten im Sahel und in ähnlichen Ländern umfassend zu begreifen und darzustellen. Ein einfaches Beispiel bietet die Inflation. Ich lebe seit 2002 in Ouagadougou. Nach Weltbank-Angaben[7] ist der Verbraucherpreisindex (VPI) in Burkina Faso seit 2002 und bis 2020 kumuliert um 40,34% gestiegen, die Inflationsrate war also niedrig, lag im Jahresschnitt unter 2%. Als ich ankam, gab es noch 1 Franc-Münzen[8], sie waren aber drauf und dran, außer Gebrauch zu geraten. 5 Francs-Münzen waren hingegen durchaus gebräuchlich. Nunmehr gibt es seit mehreren Jahren zwar noch 10 Francs-Münzen, wirklich gebraucht werden aber nur mehr die zu 25 Francs.

Von 5 auf 25 – das macht 500 und nicht 40%. Was für Güter können da im VPI-Warenkorb drinnen sein, dass die Diskrepanz so arg ist? Stimmt: Ich simplifiziere unzulässig. Aber Tatsache ist: ÖkonomInnen, die ihre Zunft lieben, müssen an Burkina und ähnlichen (Sahel-)Ländern verzweifeln.

Hinsichtlich Anwendbarkeit der Nationalökonomie sind insbesondere informelles Arbeiten und informeller Sektor problematisch. Im Sahel dominiert die Informalität. Die in den ganz überwiegend formalisierten Industrieländern entwickelte Volkswirtschaftslehre aber kümmert sich um formelles Arbeiten und den formellen Sektor.

Die folgende Tabelle präsentiert Daten des Internationalen Arbeitsamtes[9]. Von unseren wieder von West nach Ost aufgereihten Sahel-Ländern gibt es sie nur für sechs (es fehlen Mauretanien, Sudan, Eritrea).

Informell Arbeitende sind solche, deren “Arbeitsverhältnisse in Gesetz oder Praxis nicht nationalen Arbeitsgesetzen, der Einkommenssteuer, sozialer Absicherung oder bestimmten Beschäftigungsvorteilen (Abfindung bei Kündigung, Frist bei Kündigung, bezahlter Urlaub oder Krankenstand, usw.) unterliegen.“[10]

Informelles Arbeiten dominiert also ganz eindeutig – noch extremer am Land als in der Stadt und mehr unter Frauen als unter Männern. Auch in der Satten Welt ist nicht alles Arbeiten formalisiert – in den USA liegt der Prozentsatz der Informellen bei 18,6%, in der Schweiz bei 10,4%, in Deutschland 10,2%, Österreich 10,0%, Luxemburg 1,2%.

Wenn Weltbank und Internationaler Währungsfonds jetzt die Transformation der informellen in formelle Sektoren propagieren und meinen, dass dadurch Wachstum und Steuereinnahmen steigen werden und – aufgrund vermehrten sozialen Schutzes – Ungleichheiten vermindert würden, so ist Vorsicht angesagt. Die allermeisten Informellen, auch die wenigen UnternehmerInnen unter ihnen, agieren unterhalb jeglicher Steuerschwelle. Statt Armen mit Steuern zu drohen, die meist gar nicht einbringbar sind, gälte es, die Steuern für die Reichen zu erhöhen. Und Maßnahmen zum sozialen Schutz gilt es überall dort einzuführen, wo sie nötig sind, egal, ob informell oder formell gewirtschaftet wird[11].

Es ist auch absurd zu glauben, dass Männer, Frauen, Jugendliche freiwillig auf Errungenschaften des Sozialstaates verzichten würden. Immer wieder beeindruckt jedoch, wie ohne alle in der Satten Welt üblichen Absicherungen ein Überleben dank Improvisieren, Gewieftheit, Findigkeit (“la débrouille“) möglich ist, wie sich Menschen trotzdem zu helfen wissen, durchschlagen, zurechtkommen (“on se débrouille“).

Dass der Sahel nicht gerade zu den Weltgegenden gehört, wo Milch und Honig fließen, wurde der Satten Welt spätestens mit der Dürre und Hungersnot von 1968 bis 1974 bewusst. Wenn damals auch begonnen wurde, vom Ausbreiten der Wüste (Desertifikation) und von menscheninduziertem Klimawandel zu sprechen, so war die Zeit 1968-74 für die SahelianerInnen doch kein besonders herausragendes Ereignis, das ihr Bewusstsein auf lange Zeit geprägt hätte, sondern vielmehr ein zyklisches Vorkommen, wenn auch in verschärfter Form.

Die Welt dem Terror des Mangels unterwerfen[12]

Seit jeher gab’s schlechte Ernten, manchmal mehrere Jahre in Folge. Es wurde gehungert. Manchmal verhungert. Es gab Kriege. Es gab Krankheiten. Wie überall wurde auch im Sahel gelitten.

Aber die Armut ist eine neue Einführung. Die haben die Kolonialherren mitgebracht. Früher hatten die Leute oft wenig: wenig zu essen, wenig materiellen Besitz. Aber sich deswegen als von “Mangel“ behaftet zu definieren, das wurde den Leuten erst beigebracht, als sie in ein globales Wirtschaftssystem eingegliedert werden sollten. Das zum “Entbehren“ verkommene Alltagsleben liefert die Motivation, zu arbeiten oder mehr zu arbeiten.

Mangel erzeugt Nachfrage. Und diese Nachfrage hält das kapitalistische Werkl am Laufen. Zudem fällt Armut noch unter “selber schuld“, ist fast unmoralisch[13], jedenfalls abnormal – wie eine zu behandelnde Krankheit[14]. Pech, wenn das Leben dadurch seiner Fülle beraubt wird und zum ewigen Entbehren verkommt – denn ohne das “Nie Genug“ der an der kapitalistischen Wirtschaft an wie untergeordneter Stelle auch immer Beteiligten, könnten die Profite nicht ewig weiter wachsen.

Hier im Sahel sind wir noch nicht ganz so weit. Nicht, dass wir besonders ausgeprägte Widerstandskräfte hätten. Aber hier sind die Netze der Solidarität noch nicht ganz zerrissen. Noch sind die ProduzentInnen nicht völlig von ihren Produktionsmitteln getrennt – wie erwähnt, ist der Anteil der Subsistenzwirtschaft erheblich. Noch kann eineR sich im Notfall auf die Unterstützung der Großfamilie verlassen, noch können diejenigen, die aus der formellen Wirtschaft herausfallen, in ihr Dorf zurückgehen und dort für sich Essbares anbauen. Doch auch in Sahel wird mancherorts Grund und Boden knapp. Landraub findet zwar selten in großem, internationalem Maßstab statt, aber Agro-Business(wo)men kaufen auch hier in fruchtbaren Gegenden Land auf. Was sie dann damit machen, ist ihre Sache, es ist ja Privateigentum. “Privat“ kommt vom lateinischen Verb “prīvāre“, das bedeutet “rauben, wegnehmen“ (wie auf Französisch noch heute “priver“ (entziehen, berauben); im Englischen ist es in “deprive“ (wegnehmen, vorenthalten) enthalten). “Eigentum ist Diebstahl“ hat Pierre-Joseph Proudhon bereits 1840 erkannt. Der Kapitalismus beruht auf Exklusion – Geld, Kaufen hindert alle anderen außer den KäuferInnen an der Nutzung, am Zugang zum Erworbenen.

Damit die Leute gefügig werden, müssen sie sich arm vorkommen, bedürftig, müssen sich sehnen, ja gieren nach Dingen, die sie nicht haben. Und es ist fast überall auf der Welt gelungen, ihnen dieses unstillbare Bedürfnis nach mehr, nach viel mehr einzupflanzen. Bis in die abgelegensten Gegenden gaukeln diverse TV-Serien mittlerweile DorfbewohnerInnen die Möglichkeit eines Lebens in Reichtum und Luxus vor.

[15]

Das Pro Kopf-BIP ist ein Durchschnittswert. Messen wir es zu Kaufkraftparitäten, dann ist es besser über Grenzen vergleichbar, zieht es doch die unterschiedlichen Preis-Niveaus in die Betrachtung mit ein.

Die Armutsraten sind im zentralen Sahel – von Mali ostwärts bis Sudan – sehr hoch, da leben zwischen 36 und 45% von 1,90 USD pro Tag oder weniger. Da hier nur Geld zum Messen dient, sprechen wir von “monetärer Armut“. Jenseits des Materiellen hat Armut aber auch soziale, symbolische und semantische Facetten.

Arm ist, wer niemanden hat. ENDA (s. Teil 1 des Kapitels) Graf Sahel berichtet vom eigenen Lernprozess. Als sie sich einst in Grand Yoff[16] um die Fischhändlerinnen bemühten, stellten sie fest, dass diese sich tagein tagaus Geld ausborgten, um damit ihre Handelsware, die Fische, zu kaufen. Dafür zahlten sie hohe Zinsen. Enda stellte daraufhin den Frauen Finanzmittel zu einem sehr viel niedrigeren Zinssatz zur Verfügung. Ziel war, ihre finanzielle Lage zu verbessern, indem sie der Wucherer nicht mehr bedurften. Doch die Frauen hörten nicht auf, sich Geld bei diesen Wucherern auszuborgen. Der Grund: Für die Fischhändlerinnen waren die Wucherer nicht bloß Geschäfts-, sondern auch soziale Partner. Durch die materielle Transaktion wurden sie zu Verbündeten, wurden Teil des sozialen Netzes der Frauen, waren zum Beispiel in einem eventuellen Notfall zur Unterstützung verpflichtet. Das konnte Enda mit seinen billigeren Krediten nicht leisten. Reine Marktbeziehungen, also Transaktionen, die sich aufs Materielle beschränken, bringen das Risiko mit sich, “soziale Waisen“ aus uns zu machen, Individuen ohne oder mit einem unzureichenden sozialen Netz.

Doch das moderne Individuum verarmt nicht nur sozial, sondern auch symbolisch: Seine Umwelt verliert an Sinn, an Bedeutung, ist nicht mehr beseelt (wie im Animismus), wird entzaubert[17], das Individuum wird “verpflanzbar“, kann den Bedürfnissen des Arbeitsmarktes Folge leisten. Der Bezug zu seiner konkreten Umgebung geht verloren, seine Umwelt wird beliebig. Marktwirtschaftliche Effizienz und Rationalität bringen laut ENDA (s.o.) zudem eine semantische und epistemische, also Bedeutung und Erkenntnis betreffende Verarmung mit sich. Denn das heute gültige “universelle Wissen“, die Wissenschaft, bedeutet den Verlust alternativer Wirklichkeitskonstruktionen – an Glauben ist nur mehr der an die Rationalität erlaubt, alle anderen Systeme zur Erklärung der Welt sind unnütz und daher verpönt. An die Stelle der ausdrucksvollen, bedeutungsschwangeren Mundart tritt eine dürre Hochsprache[18].

Inzwischen wurde eine Vielzahl anderer Indikatoren entwickelt, die ein breiteres Konzept von Armut verwenden. Auch der in der Tabelle wiedergegebene vom UNO-Entwicklungsprogramm (UNDP) erfundene Menschliche Entwicklungsindex bezieht neben Monetärem auch Gesundheit (mittels Lebenserwartung) und Bildung mit ein.

In der Tabelle habe ich außer dem Pro Kopf-BIP, Armutsrate und HDI-Index noch zwei Maße der Ungleichheit angegeben. Sowohl beim Gini-Index als auch bei der Palma-Ratio übertreffen Tschad und Nigeria noch die USA an Ungleichheit. Dabei ist Nigeria ein herzeigenswerter Fall. Das Land zählt weltweit die zweitmeisten Armen, stolze 86,7 Millionen leben von 1,90 USD pro Tag oder weniger – nur Indien hat mit 97,5 Millionen mehr –, gleichzeitig ist Aliko Dangote Afrikas ReichsteR – er führt seit mittlerweile zehn Jahren das diezbezügliche Forbes-Rating an[19].

XOF, XAF, Ouguiya, Naira, Pfund, Nakfa[20] & Freihandel

Da wir beim Geld sind, schnell ein paar Worte zu den Währungen. Fünf Ex-Kolonien Frankreichs[21] unter den neun Sahel-Ländern nutzen den Franc CFA, eine früher an den französischen Franc und seit 1999 an den Euro gebundene Währung. Da der österreichische Schilling lang vor dem Euro schon deutschen währungspolitischen Entscheidungen unterworfen war – die 7,03 zu einer Deutschen Mark galten als unumstößlich – haben wir mit solchen Arrangements Erfahrung. Und die österreichische Wirtschaft ist in Summe gut damit gefahren. Dass durch die Anbindung der Währung (sie wird von der französischen Nationalbank garantiert) die Abhängigkeit von Paris fortzubestehen scheint, sorgt in den Post-Kolonien für zunehmenden Unmut. Allerdings sollte nicht unbedingt nationaler Stolz ein Währungsregime bestimmen, auch wenn das französische Mitspracherecht in XOF-Währungsbelangen beseitigt gehört. Generell reduziert die Anbindung an eine andere Währung geldpolitischen Spielraum beträchtlich. Dafür lässt sich mit ihr Stabilität “importieren“. Es gilt abzuwägen. Klar ist, dass der (seit der drastischen Abwertung von 1994) unveränderte Wechselkurs zu einer Überbewertung geführt hat, die Exporte verteuert und Importe begünstigt. Davon profitieren zuallererst die Reichen, die ihren Champagner, ihre SUVs usw. relativ billig beziehen können, während der Ausfuhr von Sahel-Produkten eher Steine in den Weg gelegt werden. DAS ist daran auszusetzen.

Und dann machen sich, wie anderswo auf der Welt auch, Bemühungen um Freihandel breit. Zu erwähnen sind die Bemühungen Brüssels um die Wirtschaftspartnerschaftsabkommen (EPAs)[22], über die seit vielen Jahren verhandelt wird. In angeblicher Fortführung der AKP- und Cotonou-Regelung[23], die tatsächlich Bevorzugungen der Ex-Kolonien bedeuteten, hat die EU nun ihr ganzes Gewicht in die Waagschale geworfen, um die nationalen Ökonomien Afrikas gewaltsam für ihre Produkte zu öffnen.

Und zum anderen gibt es aus dem Inneren Afrikas kommend, insbesondere von der Afrikanischen Union, Bemühungen um die “panafrikanische“ ZLECAf, Afrikas kontinentweite Freihandelszone[24]. Die ist zwar mit (covidbedingt virtuellen) Pauken und Trompeten Anfang 2021 aus der Taufe gehoben worden, zu merken ist von ihr allerdings so gut wie nichts und manch’ Grenze blieb covidbedingt noch erhebliche Zeit zu[25].

Zu diesen Ansinnen nur so viel: Freihandel hat immer den Stärksten genützt, den am weitesten entwickelten Unternehmen und Ländern. Im 19. Jahrhundert war das Großbritannien, im 20. haben es die USA abgelöst. Die Kleinen dieser Welt hatten noch nie ein Interesse, ihre Märkte gegen übermächtige Konkurrenz von außerhalb zu öffnen. Warum sollte das in Afrika, warum sollte das im Sahel plötzlich anders sein?[26]

* * *

(Teil 1 von “Der Sahel und seine Wirtschaft“ habe ich hier vorige Woche publiziert)

* * *

“Krisenregion Sahel. Hintergründe, Analysen, Berichte“[27] hat 256 Seiten, misst nach Verlagsangaben 14,8 x 21cm, kostet 22 Euro. Die Internationale Standardbuchnummer (ISBN) ist 978-3-85371-501-7. Abgesehen von den meinen stammen die Beiträge – in alphabetischer Reihenfolge – von Elisabeth Förg, Christoph Gütermann, Georges Hallermayer, Ishraga Mustafa Hamid, Birgit Mayerhofer, Tobias Orischnig, Werner Ruf, Markus Schauta, Franz Schmidjell, Mariam Wagialla und Charlotte Wiedemann.

Bestellungen auf https://mediashop.at/buecher/krisenregion-sahel/ oder im Fachbuchhandel.

* * *

Endnoten:

[1] Foto Uzabiaga 12.4.2012, leicht überarbeitet GL, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Artisanal_gold_miners-_Eastern_Senegal.jpg.

[2] Petra Radeschnig gilt – wie stets – mein herzlicher Dank fürs Lektorieren!

[3] Fritz Edlinger, Günther Lanier (Hg.), Krisenregion Sahel. Hintergründe, Analysen, Berichte, Wien (Promedia) 2022. Zu bestellen auf https://mediashop.at/buecher/krisenregion-sahel/.

[4] Zu finden unter https://www.africalibre.net/artikel/449-der-sahel-aus-der-nahe–einfuhrung-teil-1 bzw. Wien (Radio Afrika TV) 15.6.2022, https://radioafrika.net/der-sahel-aus-der-nahe-einfuhrung-teil-1/.

[5] In diesem Teil stützen sich meine Argumente insbesondere auf die Bielefelder Schule (Maria Mies, Claudia von Werlhof, Veronica Bennholdt-Thomsen) und auf Silvia Federici.

[6] “Ursprünglich“, weil sie von außerhalb des kapitalistischen Bereiches kommt (so wie das Land der BäuerInnen oder in Gemeineigentum, das sich die GroßgrundbesitzerInnen aneigneten) und “fortwährend“, weil sie ohne Unterlass betrieben wird.

[7] Quelle: https://data.worldbank.org/, abgerufen am 8.11.2021.

[8] Es geht um den Franc CFA = XOF. 1 Euro sind 655,957 F Cfa. Ich komme auf den F Cfa noch zurück.

[9] International Labour Office, Women and men in the informal economy: A statistical picture. 3rd edition, Genf (ILO) 2018. Dass diese dritte Auflage drei Jahre alt ist, sollte nicht stören – es geht darum, eine ungefähre Vorstellung von der Größenordnung von informeller Arbeit zu gewinnen. Die Daten sind den Tabellen B1, B2 und B5 auf pp.85ff entnommen.

[10] Das ist die kurze & prägnante Definition von OECD & ILO auf https://doi.org/10.1787/103bf23e-en. Ausführlicher auf https://ilo.org/global/statistics-and-databases/standards-and-guidelines/guidelines-adopted-by-international-conferences-of-labour-statisticians/WCMS_087622/lang–en/index.htm.

[11] Ich folge hier der Argumentation von Mike Rogan, Max Gallien, Vanessa van den Boogaard, The World Bank and IMF are using flawed logic in their quest to do away with the informal sector, The Conversation 7.11.2021, https://theconversation.com/the-world-bank-and-imf-are-using-flawed-logic-in-their-quest-to-do-away-with-the-informal-sector-170325.

[12] Die folgenden vier Absätze und weiter unten die Absätze zur sozialen und semantischen Armut entstammen, mit leichten Änderungen, Kap.22 “Die Welt der Herrschaft des Mangels unterwerfen. Armut als Projekt von Kolonialismus und globalisiertem Kapitalismus“ in Günther Lanier, Afrika. Exkursionen an den Rändern des Weltsystems, Linz (guernica Verlag) 2019, pp.175-182 (nur beim Verlag unter [email protected] erhältlich).

[13] Siehe Max Weber, Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus, 1904/05 erstmals publiziert: Dass der protestantische Gott asketischen Fleiß belohnt, hat dem Kapitalismus auf die Sprünge geholfen, wurden dadurch doch Mittel vom Konsum für die Akkumulation/die Investitionen abgezweigt.

[14] Abnormalität und die zu behandelnde (Zivilisations)Krankheit habe ich aus ENDA Graf Sahel, Une Afrique s’invente, Paris-Dakar Grand Yoff (Karthala/ENDA Graf Sahel) 2001, p.201.

[15] Quellen: BIP/Kopf: Weltbank, https://data.worldbank.org/, abgerufen am 8.11.2021, für Eritrea: Knoema, https://knoema.de/atlas/Eritrea/BIP-pro-Kopf-KKP-basiert; Armut: World Data Lab, https://www.worldpoverty.io/map, abgerufen am 11.11.2021; HDI: UNDP, http://hdr.undp.org/en/content/latest-human-development-index-ranking, abgerufen am 11.11.2021; Gini-Koeffizient und Palma-Ratio: Oxfam, https://www.oxfam.org/en/research/west-africa-inequality-crisis-fighting-austerity-and-pandemic, für Tschad und Sudan: UNDP, http://hdr.undp.org/en/countries, für Eritrea: World Inequality Database, https://wid.world/country/eritrea/.

[16] Ein Stadtteil von Dakar, nördlich des alten Flughafens. Zu den Fischhändlerinnen siehe Enda Graf Sahel, Une Afrique s’invente, Paris-Dakar Grand Yoff (Karthala/Enda Graf Sahel) 2001, pp.203-205.

[17] Der Begriff wurde vor etwas über hundert Jahren von Max Weber geprägt, in seinem Vortrag “Wissenschaft als Beruf“ 1917.

[18] Zur symbolischen Armut siehe ENDA (s. Teil 1 des Kapitels) Graf Sahel, Une Afrique s’invente, Paris-Dakar Grand Yoff (Karthala/Enda Graf Sahel) 2001, pp.205f, zur semantischen ebd., pp.206-208.

[19] Siehe https://www.forbes.fr/classements/exclusif-forbes-le-classement-des-milliardaires-africains-en-2021/.

[20] XOF = der westafrikanische Franc CFA, die Währung Senegals, Malis, Burkina Fasos und Nigers, XAF ist der zentralafrikanische Franc CFA, die Währung Tschads, Ouguiya werden in Mauretanien verwendet, Naira in Nigeria, sudanesische Pfund im Sudan und Nakfa in Eritrea. Die Einführung des Nakfa Ende 1997 – zuvor war in Eritrea die äthiopische Währung Birr in Gebrauch – hat ganz wesentlich zu den Spannungen beigetragen, die 1998 zum blutigen äthiopisch-eritreischen Grenzkrieg führten.

[21] Senegal, Mali, Burkina Faso, Niger und Tschad, wobei die ersten vier den westafrikanischen, letzterer den zentralafrikanischen CFA-Franc verwenden. Die beiden sind nicht austauschbar, obwohl sie denselben fixen Wechselkurs zum Euro haben (1 Euro = 655,957 F Cfa). Ein weiterer Sahel-Staat, nämlich Nigeria, sollte oder wollte eigentlich im Rahmen der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS den Franc CFA in den Eco umgründen. Das hätte eigentlich schon passieren sollen, wurde – offiziell wegen Covid – zurückgestellt und wird vielleicht nie passieren.

[22] Economic Partnership Agreements. Siehe dazu Kap.2 “Bergauf fließendes Wasser. Afrika subventioniert die Satte Welt“ in Günther Lanier, Afrika. Exkursionen an den Rändern des Weltsystems, Linz (guernica Verlag) 2019, pp.23-33 (nur beim Verlag unter [email protected] erhältlich). Was ich dort geschrieben habe, stimmt im Wesentlichen drei Jahre später genauso.

[23] AKP steht für Afrika, Karibik und Pazifik. Das Cotonou-Abkommen ist das vor den EPAs letzte in einer Reihe von Abkommen zwischen EU/EWG und AKP-Staaten, einer Reihe, die 1963 mit dem Yaoundé-Abkommen begann. Es folgte das 2. Yaoundé-Abkommen 1975. Dann die vier Lomé-Abkommen von 1975, 1979, 1984 und 1989. Und schließlich das Cotonou-Abkommen des Jahres 2000 (es trat 2002 in Kraft und hätte eigentlich 2020 von den EPAs abgelöst werden sollen.

[24] Ich habe das französische Akronym gewählt, das ist wenigstens aussprechbar – das englische, AfCFTA für African Continental Free Trade Area, ist es nicht.

[25] Mittlerweile dürften alle afrikanischen Land-Grenzen wieder offen sein. Die Luftgrenzen sind es sowieso schon länger, nur in Madagaskar gelten meines Wissens noch immer Einschränkungen für den Flugverkehr.

[26] Zu ZLECAf/AfCFTA s. insbes. Günther Lanier, Einen Kontinent beherrschen. Events und Non-Events rund um die Afrikanische Freihandelszone, 6.1.2021, https://www.africalibre.net/artikel/176-einen-kontinent-beherrschen-oder-events-und-non-events-rund-um-die-afrikanische-freihandelszone.

[27] Ich habe auf das Buch hier schon öfter verwiesen: https://radioafrika.net/ein-buch-zum-sahel-taufrisch/ sowie https://radioafrika.net/informationen-zu-unserem-anfang-der-vorwoche-herausgekommenen-sahel-buch/ bzw. https://www.africalibre.net/artikel/433-ein-buch-zum-sahel–taufrisch sowie https://www.africalibre.net/artikel/434-informationen-zu-unserem-anfang-der-vorwoche-herausgekommenen-sahel-buch.
Außerdem habe ich hier im Juni das Einleitungskapitel dieses Buches in zwei Teilen veröffentlicht:
Der Sahel aus der Nähe – Einführung, Teil 1, 15.6.2022, https://www.africalibre.net/artikel/449-der-sahel-aus-der-nahe–einfuhrung-teil-1 bzw. https://radioafrika.net/der-sahel-aus-der-nahe-einfuhrung-teil-1/.
Der Sahel aus der Nähe – Einführung, Teil 2, 22.6.2022, https://www.africalibre.net/artikel/450-der-sahel-aus-der-nahe–einfuhrung-teil-2 bzw. https://radioafrika.net/der-sahel-aus-der-nahe-einfuhrung-teil-2/.

Afrika Tv

Tue 18:00 - 18:30
Wed 16:00 - 16:30
Thu 14:00 - 14:30
Fri 12:00 - 12:30
Sat 10:00 - 10:30
Sun 08:00 - 20:30

Radio Afrika International

On Orange FM 94.0 MHZ

Mon 09:00 - 10:00
Tue 09:00 - 10:00
Wed 09:00 - 10:00
Thu No Transmition
Fri 09:00 - 10:00
Sat 09:00 - 10:00
Sun 09:00 - 10:00

Radio Afrika International

On Ö1 campus

Mon 15:00 - 17:00
Tue 15:00 - 17:00
Wed 15:00 - 17:00
Thu 15:00 - 17:00
Fri 15:00 - 17:00
Sat 15:00 - 17:00
Sun 15:00 - 17:00

Current Events

take a look at the events that are happening right now.

Radio Afrika Tv Newsletter

Sign up to be inside the updates that Radio Africa Tv publishes

Radio Afrika youtube channel

Radio Afrika Tv Podcast

Newsletter Abonnieren

Bleiben Sie mit unserem monatlichen Newsletter über unsere Arbeit informiert!